Andreae, Eckart

Eckart Andreae an Ernst Haeckel, Charlottenburg, 19. März 1919

Charlottenburg, den 19. III. 1919

Lietzensee Ufer 7.

Hochverehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie mir, daß ich mir die Freiheit nehme, mit diesen Zeilen noch einmal Ihre Zeit in Anspruch zu nehmen.

Heute – am 19. III. 19 – erhielt ich Ihre liebenswürdige Karte, die beinahe einen Monat unterwegs war. Ich muß Ihnen von ganzen Herzen für Ihre Güte danken. Ich hatte nicht im entferntesten erwartet auf meinen bescheidenen Glückwunsch eine persönliche Antwort zu erhalten.

Welche Freude Ihre Karte in mir auslöste, ist nicht zu sagen. Ich erfahre nicht viel Freundlichkeiten aus meiner Umwelt – ich bin nämlich seit früher Jugend ertaubt – und so in meinem geistigen Werdegang ganz auf mich selbst gestellt gewesen und dadurch zu den geistigen Führern unseres Volkes || in ein innigeres Verhältnis getreten, als zu meinen Mitmenschen. Von früh an waren es besonders die Naturwissenschaften welche mich anzogen und unter diesen ist die Entwicklungsgeschichte mein Lieblingsfach. Und hier, hochverehrter Herr Professor, sind gerade Sie es, der mir mit Ihren Werken unendlich viel gegeben haben.

Und nun, verehrter Herr Professor, will ich Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Gestatten Sie mir nochmals, Ihnen meinen tiefgefühlten Dank für Ihr Bild und Ihre gütigen Zeilen auszusprechen, die mir stets eine glückliche Erinnerung sein werden.

In dankbarer Verehrung

Eckart Andreae

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
19.03.1919
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 8501
ID
8501