Franz Johann Becker an Ernst Haeckel, Sierre, o. D.
a VALAIS SUISSE
ATTIDUE: 551 M (LIGNE DU SIMPLON)
GRAND HÔTEL CHÂTEAU BELLEVUE
SIERRE LE Privat 19
Bitte nicht hierher antworten. –
Verehrter Herr Professor,
Auf Ihren Dank Circular an Ihre Schüler und Anhänger, widmen Sie mir einige liebenswürdige Worte, wofür ich Ihnen herzlich danke; aber Sie betiteln mich darin, als Ehrenbürger von Basel. –
Ist das ein Irrtum, oder geben Sie mir diesen ehrenwerthen Titel von sich aus? –
Ich bin allerdings Bürger || von Basel und zwar gehöre ich, durch meine Mutter, einem der ältesten Basler Geschlechter an; als ich London verließ, um mich auf Wunsch meines Vaters wieder in Basel niederzulassen, hatte ich mir vorgenommen meiner Mutterstadt, nach Kräften zu dienen; Aber ich kam schlecht an. – Meine gutgemeinte Kritik in einigen Angelegenheiten wurde mir übel genommen und ich fühlte bald, daß mein offenes, freies Wesen, und mein Freigeist, wozu sich dann noch Classenhass und Neid gesellten, mir die größten Unannehmlichkeiten machten und bin ich daher || weggezogen.
Sie sehen also, verehrter Herr Professor, daß ich kein diplomirter Ehrenbürger Basels bin, geben Sie mir aber den Titel, so schätze ich ihn umso mehr. – Uebrigens fühle ich mich, in geistiger, philosophischer und Natur-religiöser Hinsicht hier, wirklich als Ehrenmann, gegenüber den vielen Basler Bürgern, welche aus ihrer niedern Heuchelei & frechem, bösartigem Muckerthum nicht herauskommen. –
Es giebt allerdings auch in Basel, einige löbliche Ausnahmen.
Ich hoffe nun, mich diesen Sommer noch, irgendwo || definitiv niederzulassen und werde ich dann mein Möglichstes thun, um Ihren weiteren Titel „als Förderer der monistischen Naturphilosophie“ noch mehr zu verdienen. –
Ich begrüße Sie, nochmals,
hochachtungsvollst und
ergebenst
Franz Becker
(Ich lasse diesen Brief einschreiben, weil ich nicht möchte, daß er verloren geht.)
a gestr.: SIERRE