Bose, Karl August Graf

Carl August Graf Bose an Ernst Haeckel, Baden-Baden, 30. September 1887

Baden den 30 September | 1887

Hochgeehrter Herr Professor!

Erst heute komme ich dazu, Ihnen für Ihren lieben Brief vom 20‘ zu danken und mein Bedauern über Ihren Unfall in Frankfurt auszusprechen, der auch mich betraf indem er mir die Freude raubte Sie zu sehen und zu sprechen. Möchte Ihr Knie ganz ohne Folgen daraus hervorgehen und Ihre Sommerwanderungen nicht erschwert werden! Von mir kann ich nichts Gutes sagen. Meine Schwäche nimmt zu Husten und Asthma plagen mich und ich denke an Heines „Das Denken wird den Königen schwer“ || und auch mir, obgleich ich kein König bin. Mit großem Interesse höre ich jetzt die Lectüre von Dodel-Ports Biographie Deublers und beneide Sie um die nähere Bekanntschaft dieses ausgezeichneten Geistes. Wie hart ist der Arme behandelt worden und ungeschwächt aus dem Unglück hervorgegangen! Gern wäre auch icha nach Soiern gegangen, von wo ich in Reichenhall ganz nahe war, aber das meiste Wissenswerthe erfährt man doch zu spät. –

Es ist eben hier ein ganzes parquet de cour“ wie in Erfurt, aber ich sehe nichts davon und beklage mich nicht darüber. Der Kaiser Don Pedro soll ein sehr unterrichteter || Mann sein und sich für Literatur und Naturwissenschaft lebhaft interessiren. –

Schade, daß Sie nicht das Bekenntniß des Paulus Faulus Virchow mitnehmen konnten. Plustot tard que jamais! – Der gute Herr Gribi war 8 Tage hier und ich sehe ihn oft, leider griff mich seine recht erregende Conversation doch ziemlich an.

Leben Sie wohl, hochgeehrter Herr Professor, viele Grüße [von] meiner Schwester, die für den Winter hier zurück ist. –

Mit ausgezeichneter Hochachtung u Freundschaft

Ihr

ergebener

Graf Bose Dr H.

a eingef.: ich

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
30.09.1887
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6487
ID
6487