Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 8. Mai 1912
DR. WILHELM BREITENBACH
BRACKWEDE, 8.5.1912
Sehr verehrter Herr Professor!
Ich lese soeben, daß ein Innsbrucker Anatom sich für das biogenetische Grundgesetz ausgesprochen hat. Könnte ich die Schrift nicht einmal auf kurze Zeit haben? Ich möchte sie gern lesen und besprechen. Es scheint, als wenn man wieder mehr zu Ihren Anschauungen zurückkommen wird. ||
Die Spekulationen von Arnold Lang über den Bau der primitiven Metazoen sind sehr interessant und eine gelungene Weiterbildung der Gastraea-Theorie.
Ich lese eben die „Story of Evolution“ von Josef Mc Cabe, die mir der Verf. geschickt hat. Der Herr macht sich doch um die Verbreitung d. Entwicklungsgedanken wirklich außerordentlich verdient. Es ist erstaunlich, wie sich dieser ehemalige || Pater entwickelt hat!
Ein Franzose (L. Bardonnet) schickt mir heute den I. Band eines neuen Werkes (L’Univers-Organisme), das er als „Neu-Monismus“ bezeichnet. Ich bin neugierig zu lesen, was der Mann will.
Mit besten Grüßen bin ich in alter Treue
Ihr ergebenster
Dr. W. Breitenbach