Breitenbach, Wilhelm

Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 14. Mai 1910

DR. W. BREITENBACH

BRACKWEDE, 14.5.1910

Sehr geehrter Herr Professor!

Nach Ihrer Karte aus Menton sind Sie jetzt wohl wieder in Jena, so dass diese Zeilen Sie dort finden werden. Es hat mich sehr gefreut, dass Sie in Monaco so freundlich aufgenommen worden sind und dass man Sie allseitig so sehr ausgezeichnet hat. Nach den Beschreibungen und Abbildungen muss die Schöpfung des Fürsten ja ein grossartiges Werk sein. Möge es aber auch der Wissenschaft entsprechend Nutzen bringen.

Die Rationalist Press Association in London hat mir vor einigen Tagen die schöne Uebersetzung Ihrer Anthropogenie von Joseph McCabe geschickt, zu der ich Ihnen herzlich gratuliere. Sie wird Ihren Ruhm in den englisch sprechenden Ländern noch mehr wie bisher ausbreiten. Uebrigens ist die Uebersetzung soweit ich bereits in ihr gelesen habe, sehr gut. Auch das ganze Aeussere der beiden Bände gefällt || mir und der Preis ist einfach fabelhaft niedrig. Das machen wir bei uns denn doch nicht sobald nach. Ich habe mit der Rationalist Press Association ein Tauschverhältniss angeknüpft, finde in der Zeitschrift manches für mich brauchbare und auch wohl unter den billigen Büchern. Ueberhaupt kann die Fühlung mit den englischen Freidenkern nur gut sein. Viele Leute glauben, in England gäbe es nur Mucker und Spiritisten und nur bei uns Monisten.

In den letzten Wochen habe ich das neue kleine Buch von Dr. Paul Carus: „The Pleroma“ oder „The Origin of Christianitiy“ übersetzt. Das Buch wird in dem Verlag von J. A. Barth in Leipzig erscheinen.

Kürzlich habe ich Ihnen meinen kleinen Band „Populäre Vorträge“ geschickt, den Sie wohl vorgefunden haben werden.

In den letzten Monaten habe ich leider sehr viel mit Rheumatismus zu tun gehabt, so dass ich den Winter über wenig an die Luft gekommen bin. Noch jetzt kann ich nur mühsam gehen. Ich hoffe aber, dass das || Frühjahr Besserung bringt und ich werde dann die schönen Tage benutzen um tüchtige Fusswanderungen durch unsere schönen Berge zu machen.

In der Hoffnung, dass Ihnen der Aufenthalt am Mittelmeer gut bekommen ist und dass Sie wohlbehalten wieder in Jena angekommen sind, bin ich mit den besten Grüssen

Ihr treu ergebener Schüler

Dr. W. Breitenbach

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
14.05.1910
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6079
ID
6079