Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Odenkirchen, 24. Oktober 1898
WILH. BREITENBACH
DR. PHIL.
ODENKIRCHEN, DEN 24/10 1898
Sehr geehrter Herr Professor,
hierdurch gestatte ich mir die ergebene Anfrage, ob Sie mir während der diesmaligen Weihnachtsferien wieder eine Anzahl von Tafeln zu einem Vortrag leihen können. Ich möchte gern eine kurze Übersicht über das Protistenreich geben, wonach sich die Auswahl der nöthigen Tafeln ja leicht || ergiebt. Die Tafeln würde ich Ihnen sofort nach dem Vortrag wieder zurücksenden.
Vor 3 Wochen hatte ich Gelegenheit, in England sehr billig das Tafelwerk der Challenger-Radiolarien zu kaufen. Das Studium der Präparate ist jetzt für mich noch weit interessanter wie früher.
Es wird mich sehr freuen, wenn ich Ihren in Cambridge || gehaltenen Vortrag lesen kann. Er wird ja wol in der „Deutschen Rundschau“ erscheinen.
Daß Prof. Kükenthal nach Breslau geht, hat mich für denselben gefreut. Mein Studiengenosse O. Seeliger hat ja nun auch eine Professur in Greifswald. Haake scheint sich immer mehr zu verrennen, nach seinen letzten Schriften zu urtheilen.
Hier habe ich kürzlich einen || Verein ins Leben gerufen, in dem jeden Winter eine Anzahl populärer Vorträge gehalten werden sollen. Wir haben schon etwas über 100 Mitglieder.
Ich hoffe, daß es Ihnen, verehrter Herr Professor, und den Ihrigen noch recht gut geht und bleibe mit herzlichem Gruß in alter Anhänglichkeit
Ihr dankbarer Schüler
Dr. W. Breitenbach