Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Odenkirchen, 29. November 1890
WILH. BREITENBACH
DR. PHIL.
ODENKIRCHEN. 29. Nov. 1890
Sehr geehrter Herr Professor!
Für die freundliche Übersendung der Probe Radiolarienschlamm sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank. Ich habe bereits eine ganze Anzahl von Präparaten angefertigt und bin ganz entzückt von den vielen Formen. Außerordentlich viele sind sehr ähnlich den fossilen Radiolarien von Barbados, die ich gleichfalls Ihrer Güte verdanke. Leider steht mir Ihr || Radiolarien-Werk hier nicht zur Verfügung, so daß ich die einzelnen Formen nicht bestimmen kann, was ich gern möchte.
Ich habe jetzt ziemlich viel freie Zeit und kann mich deshalb wieder mehr zoologischen Studien hingeben. Es fehlt mir hier nur an Literatur. Sollten Sie mir das eine oder andere hervorragende Werk gelegentlich einmal leihen können, so würde mich das sehr verpflichten. Am meisten interessiren mich || Werke, in denen auch allgemeine descendenztheoretische u. dergleichen Fragen behandelt werden.
Seit einigen Tagen habe ich die neueste Ausgabe von Claus Lehrbuch der Zoologie und wundere mich, wie sehr er im Gegensatz zu früher – Ihnen und Ihren Anschauungen entgegenkommt!
Das Schönste! freilich ist, daß er oft doch noch so hintenher Ihnen was zu versetzen sucht, in der Regel freilich, ohne Ihren Namen zu nennen. ||
Noch einmal besten Dank für die Radiolarien.
Mit freundlichem Gruß bleibe ich
Ihr hochachtungsvoll ergebenster dankbarer Schüler
Dr. W. Breitenbach