Ernst Haeckel an Arnold Lang, [Jena, Juli 1909]
P. S. Der bedauerliche Kampf mit meinem Amtsnachfolger, Prof. Plate, der fast 4 Monate gedauert und mich ein gutes Stück Gesundheit und Arbeit gekostet hat, ist letzten Mittwoch (21.7.) durch eine förmliche Untersuchung der Regierung endlich zum Abschluß gebracht worden, und zwar ganz zu meinen Gunsten. Ich behalte im Phyletischen Museum das Archiv, die 3 Zimmer, die ich mir bei dessen Gründung (1907) von Anfang an vorbehalten hatte, und kann nun darin (in der beabsichtigten Weise) alle Documente aufstellen, die sich auf Geschichte und Illustration der Entwicklungslehre beziehen. Plate, dem ich alles Übrige bedingungslos überlassen hatte, wollte mir auch diese 3 Räume bis zuletzt streitig machen! Die Einzelheiten dieses hartnäckigen Streites (– besonders die Revision meiner Instituts-Rechnungen seit 20 Jahren, zu der Plate durchaus unberechtigt war!). Die Anfertigung eines Nachschlüssels zu meinen Räumen, hinter meinem Rücken! – sind unglaublich! Plate hat seine Angriffe bis zuletzt in brutalster Form fortgesetzt und sich selbst damit, am meisten geschadet. Alle Kollegen verurteilen ihn und stehen auf meiner Seite. – F. E. Schultze in Berlin hatte Recht, als er mich schon vor 10 Jahren vor Plates schlimmen Character dringend warnte, trotzdem er seinen großen Talenten und Kenntnissen volle Anerkennung zollte. – Hoffentlich habe ich nun jetzt endlich die ersehnte Ruhe!