Ernst Haeckel an den Prorektor der Universität Jena, Alexander Franken, Jena, 3. Mai 1886

An Seine Magnificenz

Herrn Oberlandesgerichtsrath

Professor Dr. Franken

d. z. Prorector der Universität Jena.

Jena, den 3. Mai 1886.

Ew. Magnificenz

beehre ich mich beifolgend die Abschrift eines Briefes zu überreichen, welchen Herr Paul von Ritter in Basel an mich gerichtet hat. Dieser Brief enthält die erfreuliche Mitteilung, dass derselbe durch Testament vom 7. Januar 1885 der Universität Jena eine Stiftung von 300,000 R. Mk. (Dreihundert-Tausend Reichs-Mark) zugewendet hat. Diese Summe soll als ein seinen Namen tragendes || Stiftung-Capital für alle Zeiten besonders verwaltet und dessen jährlicher Rein-Ertrag nach dem freien Ermessen des Unterzeichneten, – vorbehaltlich der Genehmigung der Durchlauchtigsten Erhalter – zur Förderung des Studiums der phylogenetischen Zoologie verwendet werden.

Die bezügliche Stiftungs-Urkunde wird der Testaments-Vollstrecker des Stifters, Herr Justizrath Dr. Eduard von Harnier in Frankfurt a/M., nach erfolgter Ausfertigung an die Universitäts-Curatel übersenden. Nachdem Herr Paul von Ritter mir persönlich Einsicht in die Stiftungs-Urkunde gestattet und meine vorläufigen Vorschläge über die zweckmäßigste Verwendung der Stiftung gebilligt hat, bin ich zugleich ermächtigt, dem illustren Senate || die wichtigsten Bestimmungen der Stiftungs-Urkunde mitzutheilen. Danach besteht „Die Paul von Ritter’sche Stiftung für Phylogenie“ aus zwei verschiedenen Theilen, nämlich aus einer demnächst zu übergebenden Schenkung und einem später verfügbar werdenden Nachlasse. Die Schenkung im Nominal-Betrage von 130,000 Mk besteht aus Deutschen Staats-Papieren und Prioritäts-Obligationen, welche in der Frankfurter Bank deponirt sind und uns im August oder September d. J ausgehändigt werden sollen.

Der Nachlaß, im Betrage von 170,000 Mk, welcher uns erst nach dem Tode des Stifters zufällt, ist nach den Gesetzen von Basel (dem Domicil desselben) frei von Erbschaft-Steuer. – Nach meinem Ableben hat mein hiesiger Amts-Nachfolger den Ertrag der Stiftung nach den von mir noch festzustellenden Grundsätzen zu verwenden. ||

Indem ich Ew. Magnificenz ersuche, diese Mittheilung an den illustren Senat gelangen zu lassen, bemerke ich noch, daß ich dieselbe gleichlautend an den Herrn Curator eingesandt habe, und knüpfe daran den Antrag, in der nächsten Senats-Sitzung ein entsprechendes Dankschreiben an den hochherzigen Stifter, Herrn Paul von Ritter, zu beschließen, sowie das Gesuch um Genehmigung der Stiftung-Annahme an die Durchlauchtigsten Erhalter.

In gebührender Hochachtung

Ew. Magnificenz

ergebenster

Dr. Ernst Haeckel,

Professor der Zoologie.

Brief Metadaten

ID
47920
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution an
Prorektor und Senat der Großherzoglichen und Herzoglichen Gesamt-Universität Jena
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Datierung
03.05.1886
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Besitzende Institution
Universitätsarchiv Jena
Signatur
UAJ, BA 1544, 20r-21v
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Franken, Alexander von; Jena; 03.05.1886; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_47920