Kühnscherf, Emil

Emil Kühnscherf an Ernst Haeckel, Dresden, 8. Februar 1909

Dresden, den 8. Februar 1909

Seiner Excellenz

Herrn Geheimrat Professor Dr. Ernst Haeckel, Jena.

Ew. Excellenz

erlaube ich mir heute nur kurz ganz ergebenst mitzutheilen, daß leider meine Reise nach Weimar von keinem Erfolg gewesen ist. Ich habe zwar mit unserem Gesandten Excellenz von Reitzenstein längere Zeit über die bewußte Angelegenheit gesprochen, aber merkwürdigerweise wenig Verständniß dafür gefunden. Er war überaus liebenswürdig und war sehr gern bereit, mich bei Excellenz Rothe einzuführen, was aber leider an diesem Tage nicht möglich war, da Excellenz Rothe krank zu Bett lag und Niemand empfangen konnte. Excellenz von Reitzenstein sagte mir noch, daß er als Königlich Sächsischer Gesandter in dieser Sache nicht viel thun könne, da er sich nicht in Weimarische Angelegenheiten mischen dürfe. Er versprach mir aber zuletzt noch die Sache gelegentlich bei Excellenz Rothe zur Sprache bringen zu wollen und mir mitzuteilen, wenn ich bei Excellenz Rothe vorsprechen könnte. Auf diese Antwort warte ich noch und werde dann noch einmal nach Weimar gehen, um den letzten Versuch in dieser Angelegenheit zu unternehmen, || gebe mich aber keinen allzu großen Hoffnungen mehr hin.

Ew. Exzellenz bis auf die Schränke fertiggestelltes Phyletisches Museum hat mir und meinem Sohne ganz außerordentlich gefallen. Es ist wirklich sehr hübsch geworden und kann nach seiner Vollendung eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges werden, daß aber in gewissen Kreisen so wenig Interesse für dieses einzigartige Museum vorhanden ist, beklage ich tief. Ich habe mir wirklich die allergrößte Mühe gegeben, die Ew. Exzcllenz bekannte Summe zusammen zu bringen, dabei aber nicht geglaubt, auf solche Vorurtheile zu stoßen. Die Schränke hätten längst fertig sein können, so daß mit der Aufstellung Ihrer herrlichen reichen Sammlungen bereits begonnen werden konnte.

Ganz außerordentlich freuen würde ich mich, wenn der Aufruf, den Ew. Exzellenz Nachfolger, Professor Plate, jetzt in den verschiedenen Zeitungen zu einer Ehrengabe für Ew. Excellenz erläßt, von Erfolg gekrönt sein würde, damit es möglich wird, das Phyletische Museum in der vornehmsten Weise auszustatten.

Mit herzlichen Grüßen von mir und von meinem Sohne und mit dem Ausdruck ausgezeichneter Hochachtung

Ew. Excellenz

ganz ergebener

Emil Kühnscherf

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
08.02.1909
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 46882
ID
46882