Siegfried Czapski an Ernst Haeckel, Jena, 1. Januar 1900
Jena den 11. Januar 1900
Hochgeehrter Herr Professor,
Ihrem Wunsche gemäss erlaube ich mir, Ihnen hier schriftlich zu wiederholen, was ich über die Vermögensverhältnisse der Eltern des stud. med. Fritz Wette weiss:
Der Vater ist Weinhändler in Aachen und konnte bis vor kurzem als ganz wohlsituiert gelten, da das Geschäft gut ging. Durch ungünstige Constellationen mannigfacher Art ist er aber, wie mir von ihm nahestehender Art mitgeteilt wurde, einer Krise sehr nahegebracht, so dass er sich außerstande erklärte, dem Sohn für seine Studien weiteren Zuschuss zu gewähren. Dieser muss sich daher, wenn er sein Studium nicht sogleich aufgeben will nach anderweitiger || Unterstützung umsehen. Zum Theil findet er diese bei Verwandten und Freunden, zum Theil würde der Empfang des nachgesuchten Stipendiums sie ihn gewähren.
Da oeffentlich der Zusammenbruch des väterlichen Geschäfts noch nicht erfolgt ist und wohl auch dort immer noch die Hoffnung besteht, über die Krise hinwegzukommen, so ist Herr. stud. Wette zur Zeita natürlich nicht in der Lage, von einer heimischen Behörde sich seine Unterstützungsbedürftigkeit bescheinigen zu lassen; es muss vielmehr umgekehrt alles vermieden werden, was die Creditfähigkeit des Vaters in Frage stellen könnte. Ich darf ja wohl aber annehmen, dass der Zweck obiger Mittheilungen erfüllt werden kann ohne dass etwas von ihrem Inhalt nach Aussen dringt.
Im voraus für Ihre wohlwollende Stellungnahme zu dem Gesuch des Herrn Wette || bestens dankend
Ihr hochachtungsvoll
Ergebener
S. Czapski
a eingef.: zur Zeit