Max Sommer an Ernst Haeckel, Jena, 20. April 1899
Sehr geehrter Herr Professor!
Verzeihen Sie gütigst, wenn ich meine Bewerbung um das von Ihnen zu verleihende Stipendium nochmals wiederhole, nachdem ich die beiden letzten Jahre abschlägig beschieden wurde. Meine Mutter hat jetzt 4 Söhne auf der Universität zu erhalten, 3 in Jena, einen in Heidelberg. Einen Vermögensnachweis habe ich Ihnen früher schon unterbreitet. Auf Ihren Wunsch würde ich Ihnen einen solchen sofort, sobald es mir irgend möglich ist, zugehen lassen.
Ich stehe jetzt im 9. Semester, und sind die Ausgaben, die mein Studium erfordert, ziemlich bedeutend. Ich habe Ende des vorigen Semesters promoviert und werde diesen Winter mich dem medizinischen Staatsexamen unterziehen. Ich genieße außer einem Senatsfreitisch, den ich hoffe auch in diesem Semester verliehen zu bekommen, keine Unterstützungen.
Ich war heute morgen im zoologischen Institut, || um Ihnen meine Bitte persönlich vorzutragen, doch wurde mir gesagt, daß Sie mit Arbeiten sehr beschäftigt seien. Ich bitte Sie deshalb meine schriftliche Bitte einer geneigten Erwägung gütigst unterziehen zu wollen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr sehr ergebener
Max Sommer
cand. med.
Johannisstr. 14
Jena d. 20. IV. 1899.