Gustav Neuenhahn an Ernst Haeckel, Jena, 7. Mai 1886
Jena, 7. Mai 1886
Hochgeehrter Herr Professor!
Seit einigen Tagen geht in der Stadt das Gerücht, unserer Universität sei ein größeres Vermächtniß zugefallen mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die Zinsen desselben zu Forschungszwecken Ihnen auszuhändigen seien. Über die Größe des Geschenkes gehen die Angaben weit auseinander; als höchster Betrag wurde bisher die Summe von 300.000 mk angegeben. Auch von einer anderen Schenkung wurde gesprochen, welche ca. 12.000 mark betragen und deren jährlicher Zinsengenuß unter Ihrer Mitwirkung einem Studierenden der Medizin oder der Naturwissenschaften zufließen sollte.
Bei dem großen Interesse, welches alle Kreise unserer Einwohnerschaft an dem Gedeihen unserer Universität nehmen, würden diese Nachrichten, wenn sie sich bewahrheiten sollten, die größte Freude hervorrufen. Ich erlaube mir deshalb, hochverehrter Herr Professor, die höfliche Anfrage an Sie zu richten, ob Sie in der Lage sind, mir einige thatsächliche Angaben hierüber machen zu können und spreche Ihnen schon im Voraus für Ihre freundlichen Bemühungen meinen verbindlichen Dank aus.
Genehmigen Sie, hochverehrter Herr Professor, den Ausdruck vorzüglichster Hochachtung, mit der ich zeichne
Ihr
ganz ergebenster
Dr. G. Neuenhahn