Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß Brütz, 21. Mai 1917

E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN I. M.

POST WITTENFÖRDEN

21. Mai 1917

Hochverehrte Excellenz,

für Ihre lieben, guten Zeilen nebst dem Inhalt danke ich Ihnen herzlich. Es tut mir nur so weh, daß Sie mir noch ein so großes Äquivalent schicken, wo Sie doch nichts davon gehabt haben. Außerdem wollte ich Ihnen doch auch nur eine kleine Freude damit machen und nichts weiter. Es tut mir so sehr, sehr leid. Doch danke ich Ihnen von ganzem Herzen dafür und hoffe nur, daß Sie nicht zu viel dadurch entbehren.

Von ganzem Herzen bedauere ich aber Ihr Befinden, liebster, guter Herr Geheimrat. Es freut mich nur, daß Ihr Herr Sohn u. Schwiegertochter jetzt bei Ihnen weilen. Doch hoffe ich sehr, daß die schöne Sommerzeit Ihnen wieder aufhelfen wird, damit sie sich doch noch über || Ihr zukünftiges erstes Urenkelchen freuen können. Daß Sie dasselbe doch wenigstens noch willkommen heißen können. – Bitte grüßen Sie doch Hr. Walter schön von mir u. ich würde ihm in den nächsten Tagen selber schreiben.

Einliegend sende ich Ihnen, lieber Herr Geheimrat, ein paar Bildchen vom Trautchen und unserem Heim.

Es tut mir auch leid, daß Gertrud fort ist, daß sie eben so ungeheuer leicht zu beeinflussen war. Was dies 15 jähr. Mädchen, in deren Bann auch G. war, für einen unheilvollen Einfluß ausgeübt hat, habe ich jetzt erst nach ihrem Fortgang gemerkt. Viel Ärger u. Aufregung.

Ein paar meiner anderen Pensionärinnen sind nach ihrer Entlassung durch mich, auch heimgerufen. Nun – ich habe die ganze Sache meinem Anwalt übergeben, da ich selbstverständlich die volle Pension bis zum Herbst beanspruche, da je kein Grund vorlag.

Auf G. hatte ich mich ja gerade zu arg gefreut, und auf die Studien mit ihr. Wenn Ihre Tochter noch einmal persönlich hergekommen wäre, hätten || wir wohl auch Alles ordnen können. Nun hoffentlich kommen wir so noch einmal freundschaftlich zusammen. Ihre Tochter hat mir ja noch 1 x sehr lieb u. nett geschrieben (ihr will ihr auch schnellstens noch antworten); Gertrud nicht –

Nun man muß halt überall im Leben Lehrgeld bezahlen.

Lieber, guter Herr Geheimrat, wollen Sie nicht einmal anstatt Gertrud zu uns kommen u. sich pflegen lassen? Die Reise ist nicht schlimm. Hr. Walter bringt Sie her u. holt Sie ab. Sie würden sich sicher erholen und etwas von Ihrem Schwarzsehen verlieren. Es würde uns eine so unendliche Freude sein. Bitte, bitte kommen Sie doch einmal. Es würden Ihnen doch nur die Reisekosten verursachen und die sind nicht so schlimm. Ich möchte doch so gerne noch einmal mit Ihnen zusammen sein –

Wenn ich mit Ihrem Portrait fertig bin, soll ich es dann schicken?

Lieber, guter Herr Geheimrat, Sie sind so lieb u. fragen mich nach einem persönlichen Andenken. Ich weiß ja nicht, was Ihre Kinder || haben möchten. Mir würde ganz besonders daran liegen, etwas von Ihnen zu erhalten, was direkt in persönlicher Beziehung zu Ihnen steht. Vielleicht ein Ihnen lieber Goethe-Band, oder Schreibzeug, oder ein Stuhl oder Tisch, was Sie immer recht benutzt haben. Das würde mir die größte Freude sein und würde ich über jede solche Kleinigkeit, auf die Ihre Kinder keinen Anspruch erheben, sehr, sehr froh sein.

Doch nun muß ich für heute schließen, lieber, guter Herr Geheimrat, auf einen heute erhaltenen Brief hin will ich nämlich in 2 Std. nach Berlin fahren u. morgen wieder zurück, wegen einer geschäftlichen Angelegenheit. Darum muß ich mich eilen.

Alles Gute und Liebe Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, mit bester Empfehlung von meinem Mann, stets und immer

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen treu u. innig dankbar ergebene

Elli von Crompton.

Trautchen sendet ihrem herzensguten Adoptiv-Großvater innigste, zärtlichste Grüße u. Küßchen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.05.1917
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4535
ID
4535