Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 9. Mai 1913.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

9. 5. 1913.

Hochverehrte Excellenz,

ein frohes und möglichst gesundes Pfingstfest wünsche ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat. Sehr, sehr viel denke ich immer an Sie und möchte gerne wissen, wie es Ihnen wohl geht; hörte ich doch so lange nichts von Ihnen. Von ganzem Herzen hoffe ich, daß es Ihnen, sowie Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin gut geht, daß bei Ihnen auch das Wetter besser geworden ist, sodaß Sie wieder regelmäßig ausfahren kön-||nen. Ich hoffe doch, daß Sie meine Briefe richtig erhalten haben. Der starke Frost vor einiger Zeit nach der Hitze hat doch argen Schaden gemacht, es ist wirklich jammervoll.

Zu tun habe ich auch noch immer nichts. Es sind gar keine Aufträge zu erhalten. Bong hat das ganze Lager noch voll und kann vor dem Herbst nichts bestellen. Mit Herrn Direktor Kötschau sprach ich vorgestern noch flüchtig, bevor er seinen Urlaub antrat. Er konnte mir auch gar keine Aussichten geben. Zum 1. Juli geht er nun leider ganz und gar nach Düsseldorf. Er ist tüchtig || zusammengefallen durch den starken Typhus u. Nasenoperation, die er durchgemacht. Mit der Copie von de Vos „Die Töchter des Malers“ hoffe ich nach Pfingsten fertig zu werden. Wenn ich auch kein Glück mit Verkäufen damit haben werde, so habe ich doch sehr viel daran gelernt und die Arbeit daran hat mir große Freude gemacht.

Frau Erbgräfin von Rechteren hat mich wieder aufgefordert, im Juni zu ihr zu kommen, um Grf. Hildgard wieder Stunden zu geben, da sie letztes Jahr so sehr viel ?! bei mir gelernt hätte u. ich würde auch sicher noch wieder malerische Punkte für mich finden.

Sagen Sie mal, hochverehrter, lieber, || guter Herr Geheimrat, treten Sie dem Plan mit Veröffentlichung Ihrer älteren Reiseskizzen u. Aquarellen nicht näher, vielleicht zu Ihrem Geburtstag 1914? Nun bitte ich Sie herzlich, mich Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen und wenn es Ihnen irgend möglich ist, mich recht bald einmal mit einer Zeile über Ihr Befinden zu beglücken.

Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, Alles Gute und Liebe wünschend, mit vielen, herzlichsten Grüßen, denen sich mein Mann auf’s Wärmste anschließt, bin ich stets und immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu und stets innig dankbar ergebene

Ella von Crompton

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
09.05.1913
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4472
ID
4472