Bureau des „Berliner Goethebundes“ [Wilhelm Bölsche, Ludwig Fulda et al.] an Ernst Haeckel, Berlin, Anfang Juni 1915
Bureau des „Berliner Goethebundes“ Behrenstr. 50–52
per Adresse der „Centralstelle für den Fremdenverkehr“
Berlin W. 8, Anfang Juni 1915
Der Berliner Goethebund, der auch seinerseits zum Wiederaufbau der zerstörten ostpreußischen Städte beitragen und zugleich eine würdige Erinnerung an dieses Kriegsjahr schaffen möchte hat die Herausgabe eines Gedenkbuches unter dem Titel:
Das Land Goethes
1915
beschlossen. Durch die Zusammenfassung der bedeutsamsten Stimmen aus den verschiedenen Werkstätten der Arbeit für Volk und Reich soll es sich zu einer Heerschau der geistigen und sittlichen Führerschaft des gegenwärtigen Deutschland gestalten.
All jene zahlreichen Namen, die heute den Ruhm der Nation bilden, und auf die wir mit um so höherem Stolz hinblicken, je mehr das feindliche Ausland sich in ohnmächtigen Versuchen erschöpft, unsere Kultur herabzuzerren – sie sollen unter dem Schild unseres größten Dichters in diesem Buche sich vereinigen. Und so ergeht unsere Bitte an die deutschen Herrscher, Heerführer, Staatsmänner, Politiker, an die Häupter der Industrie und des Wirtschaftslebens, an die Gelehrten, Künstler und Schriftsteller, sich in dieses Buch eintragen zu wollen, sei es durch eine kurze, womöglich zeitgemäße Betrachtung, ein Gedicht, einen Wahlspruch oder auch nur den Namenszug, sei es durch eine Zeichnung, eine Farbenskizze, ein Musikstück.
Den Verlag des Werkes hat die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart, Leipzig und Berlin übernommen. Sie wird bestrebt sein, in der Nachbildung der Handschriften, der Wiedergabe der Kunstbeilagen und der gesamten Ausstattung auch die Leistungsfähigkeit des heutigen deutschen Buchgewerbes zum Ausdruck zu brinegn.
Der Reinertrag soll zum größeren Teil der „Ostpreußenhilfe“ (Verband deutscher Kriegshilfsvereine für zerstörte ostpreußische Städte) zufließen, zum kleineren der Beschaffung von Volksbibliotheken für die geschädigten ostpreußischen Gemeinden dienen. ||
Wir beziehen uns dabei auf das freundliche Entgegenkommen der Herrn Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen, der uns ermächtigt hat, unser Unternehmen als von ihm befürwortet zu betrachten.
Wir richten daher an Sie das ergebene Ersuchen, unser vaterländisches Vorhaben durch Ihre Mitwirkung gütigst fördern zu wollen, indem Sie einen Beitrag der genannten Art bis spätestens Ende Juni an uns senden.
Die Künstler, die uns mit bildlichen Beiträgen zu unterstützen bereit sind, bitten wir um eine Erklärung darüber, ob sie die Originale nach deren Vervielfältigung zurückzuerhalten wünschen oder uns ihre Verwendung zu Gunsten des angegebenen Zweckes gestatten wollen. In letzterem Fall stellen wir die Festsetzung des Mindestpreises anheim, den wir bei der Abgabe der Blätter zu fordern hätten.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Der Vorstand des Berliner Goethebundes.
Wilhelm Bölsche Dr. Ludwig Fulda Professor Dr. Alfred Klaar
Professor Carl Langhammer Hermann Sudermann
Redaktion: Dr. I. Landau Eugen Zabel