Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Steglitz, 25. Oktober 1911.

Steglitz – Albrechtstr. 72.

25.X.1911.

Hochverehrte Excellenz,

für die unendlich große Freude und Überraschung, die Sie, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, mir bereitet haben, danke ich Ihnen aus tiefstem, aufrichtigstem Herzen.

Sie haben mich überglücklich gemacht durch Ihre lieben Zeilen, Ihr wundervolles Medaillon, das vortrefflich gelungene Porträt und die beiden herrlichen Aquarelle von Ihrer Meisterhand, auf die ich sehr, sehr stolz bin und die ich schnell unter Glas und Rahmen bringen werde. Mein Goethe-Haeckel Platz ist durch diese Bereicherung so sehr schön geworden, hochverehrter, lieber, || guter Herr Geheimrat; ich danke Ihnen viel vielmals recht innig und aufrichtig für Alles! Herzlichsten Dank auch für die 8 Tafeln der schönen Hornschwämme. –

Es betrübt mich nur unendlich, aus Ihren lieben Zeilen zu hören, daß die strenge Kur nicht den erhofften Erfolg gebracht hat; doch hoffe ich sehr, daß derselbe nachkommen wird. Nicht wahr, hochverehrter, lieber Herr Geheimrat, Sie werden doch die Gymnastik, die Sie doch sicher fortsetzen sollen, trotz der Schmerzen ganz regelmäßig üben, nicht wahr? Sicher bringt es Erfolg! Werden Sie nicht auch ebenso regelmäßig wenigstens täglich etwas ausgehen? Eine stützende Begleitung für Sie wird und muß sich doch finden || lassen. Sie sind es nun so gewohnt, mit Ihrem treu sorgenden Herrn Sohn auszugehen, daß Sie es in Jena unbedingt fortsetzen müssen. Bitte, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, vernachlässigen Sie es nicht! Ich mache mir solche Sorgen um den langen Winter für Sie, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat! Sie müssen aber unbedingt, wenn es Ihnen auch schmerzlich und schmerzhaft ist, regelmäßig an die Luft. Bitte tun Sie doch Alles für Ihre Gesundheit; der Erfolg kommt dann sicher!

Behandelt Herr Geheimrat Riedel Sie jetzt wieder?

Meinem Mann geht esa nach Hinzuziehung eines Spezial-Arztes gesundheitlich wieder besser, wenngleich er immer noch in ärztlicher Behandlung ist. Er || bemüht sich eifrig um eine neue Stellung, aber leider ohne Erfolg.

Die botanische Arbeit habe ich ja Hoffnung, zu bekommen, da ich allein unter den Bewerbern in Aussicht genommen sein soll, wie mir Hr. Dr. Vogtherr heute sagte, aber es scheint sich doch recht lange hinzuziehen, da auch Dr. V. noch keinen definitiven Bescheid erhalten hat nach Einsendung seiner Vorarbeiten: der Inhaltsangabe des neuen Bandes. Er ist schon auf 225 Tafeln gekommen.

Mir liegt jedoch sehr daran, jetzt recht bald irgend einen Verdienst zu finden; es scheint mir aber garnicht damit zu glücken. –

Indem ich Sie bitte, mich Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, danke ich || Ihnen nochmals recht, recht innig für die übergroße Freude, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat!

Ich bin ja zu glücklich über den wundervollen Besitz und weiß garnicht, wie ich Ihnen meinen Dank und meine unendliche Freude ausdrücken soll. Ich freue mich zu sehr!

Mit den innigsten Besserungswünschen und herzlichsten Grüßen, mit einer Empfehlung von meinem Manne, der Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, aufrichtige Genesungswünsche sendet, bin ich stets und immer

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen innig dankbare, stets treu ergebene

Ella von Crompton

P. S. Soeben erhielt ich von Frl. || Holgers 2 Billete zugesandt zu ihrem Vortragsabend am 31.X. mit der Bitte, sie zu benutzen. Es ist mir sehr peinlich, und weiß ich nicht, was tun?!? Frl. H.’s Aufforderung, in vergangener Woche zu ihrer Probe zu kommen, lehnte ich schon ab mit Dank wegen Unpäßlichkeit, aber nun habe ich doch die Billete – ?! Was denken Sie? – – –

a eingef.: es

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.10.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4428
ID
4428