Ernst Haeckel an Moritz Seebeck (Kurator), Jena, 24. Dezember 1869
Abschrift
Hochverehrter Herr Geheimer Staatsrath!
Gesuch des Professor Haeckel | um einen außerordentlichen | Zuschuß zur Deckung von Aus-|gaben für das zoologische In-|stitut und Museum.
Obgleich in diesem Jahre die hiesigen zoologischen Anstalten schon mehrfach außerordentliche Verwilligungen von Geldmitteln in Anspruch genommen haben, so sehe ich mich dennoch leider genöthigt, nochmals die wohlwollende Unterstützung des Hohen Großherzoglichen Staatsministeriums und Curatoriums in dieser Beziehung in Anspruch zu nehmen. Es haben sich nämlich bei der im Laufe des Sommers stattgefundenen neuen Einrichtung des zoologischen Instituts, und bei der neuen Ordnung und Aufstellung des zoologischen Museums in der oberen Etage des biologischen Instituts, eine Anzahl von Einrichtungen und Ausgaben nöthig gemacht, an welche vorher bei der Aufstellung des Voranschlags für die deshalb erforderlichen Kosten nicht gedacht worden war. Insbesondere mußten behufs der neuen Aufstellung der Sammlung || Gläser, Pappkästen und gedruckte Etiquetten, behufs vollständigerer Einrichtung des zoologischen Instituts optische und physikalische Instrumente, Unterrichtstafeln u. s. w. angeschafft werden.
Nun sind aber leider die für die zoologischen Anstalten für dieses Jahr bewilligten ordentlichen und außerordentlichen Geldmittel bereits gänzlich erschöpft. Ein großes Deficit in das neue Jahr hinüber zu nehmen, muß ich aber um so mehr Bedenken tragen, als auch im neuen Jahre noch eine Menge nothwendiger Ausgaben bevorstehen. So ist z. B. der Gläservorrath des Museums in Folge des außerordentlichen Zuwachses im letzten Jahre – (die norwegische Sammlung allein erforderte zwischen 200 und 300 neue Gläser) – schon wieder beinahe erschöpft.
Auf Grund dieser Erwägungen erlaube ich mir die ergebenste Bitte, durch eine nochmalige außerordentliche Verwilligung die nachstehend verzeichneten Ausgaben ganz oder theilweise gnädigst decken zu wollen:
I. Für das zoologische Museum:
1) Gedruckte Etiquetten von Ratz 26 rℓ. 25 gr. – d. ||
2) Pappkästen, Stative etc von Apel30 " 22 " 2 "
3) Gläser von Berber38 " 12 " 6 "
4) Pappkästen von Vater 2 " 15 " − "
5) Schlosserarbeit von Hunger 1 " 17 " − "
Summa 100 rℓ. 1 gr. 8 d.
II. Für das zoologische Institut:
6) Optische Instrumente etc. von Zeiss 52 rℓ. 1 gr. 6 d.
7) Unterrichts-Tafeln von Giltsch44 " 20 " − "
8) Aufziehen der Tafeln von Vater 6 " 17 " 9 "
Summa 103 rℓ. 9 gr. 9 d.
eventuell noch:
9) Weitere Tafeln von Vater10 rℓ. 12 gr. – d.
10) Diatomeen-Präparate von Eulenstein16 " 7 " 6 "
11) Far-Oer-Präparate v. Randropp20 " 10 " − "
Summa 150 rℓ. 8 gr. 9 d.
Ich erlaube mir noch hinzuzufügen, daß ich die sämmtlichen Rechnungen bereits bezahlt habe, mit Ausnahme derjenigen von Berber (3), Zeiss (6) und Randropp (11). ||
Schließlich darf ich meine ergebenste Bitte vielleicht noch motiviren einerseits durch Erwägung des Umstandes, daß sich bei neuen Instituts-Einrichtungen, gleich der stattgefundenen, wohl immer ausserordentliche, vorher nicht berücksichtigte Ausgaben nöthig machen, andererseits durch Hinweis auf den Zustand, in welchem sich gegenwärtig die zoologischen Anstalten unserer Universität befinden, und welcher sich wohl getrost demjenigen selbst von größeren Universitäten an die Seite stellen darf.
Indem ich mich daher der Hoffnung hingebe, daß Sie, hochverehrter Herr Geheimer Staatsrath, mein Gesuch nicht ungünstig aufnehmen werden, bleibe ich mit vorzüglichster Hochachtung
Ihr
Jena den 24. Dezember | 1869
ergebenster
Professor Haeckel
Director des Großherzoglichen zoologischen
Museums und des zoologischen Instituts.