Ernst Haeckel an Heinrich Eggeling, Jena, 2. Januar 1893
Abschrift! C. 5. pr. 3./I.1893.
Hochgeehrter Herr Curator!
Jena, den 2. Januar 1893.
Bericht von Prof. Haeckel | über die Verwendung des Ertra-|ges der Ritter-Stiftung für 1893.
Für die Verwendung des diesjährigen Ertrages der Paul von Ritter’schen Stiftung für phylogenetische Zoologie erlaube ich mir ergebenst die nachstehenden Vorschläge zu machen und der Genehmigung der Großherzoglich und Herzoglich Sächsischen Staats-Regierungen zu unterbreiten.
A. 2000 Mk Jahres-Gehalt für den Inhaber der Ritter-Professur für Phylogenie Prof. Dr. W. Kükenthal.
B. 600 Mk Besoldung für den zoologischen Assistenten, Dr. Fritz Römer.
C. 150 Mk Vergütung für den Famulus Franz Pohle, für Bibliotheks-Geschäfte. ||
D. 2700 Mk Reise-Stipendium für eine wissenschaftliche Reise nach Messina, welche ich in den Monaten Februar, März und April zur Fortsetzung meiner Plankton Studien auszuführen gedenke.
E. 1800 Mk für eine Sammlung von Seethieren, welche ich bei dieser Gelegenheit in Messina anzulegen beabsichtige.
Zur Begründung dieser beiden letzteren Vorschläge beziehe ich mich auf das beiliegende Gesuch, in welchem ich zur Ausführung dieser wissenschaftlichen Reise Urlaub für den Monat Februar erbitte.
Nach Mittheilung des Universitätsrentamtes vom 30. December 1892 ist in der Kasse der Ritter-Stiftung vom verflossenen Jahre noch ein Vorrath von 2235 Mk. vorhanden. Die Einnahme derselben || für 1893 ist auf 11,200 Mk. veranschlagt. Demnach wären für dieses Jahr im Ganzen 13,435 Mk disponibel.
Nach Abzug der obigen Vorschläge (A–E) – zusammen 7250 Mk – bleiben noch zur weiteren Verfügung der Reserve 6185 Mk.
Ueber die eventuelle Verwendung dieser Reserve-Summe von 6185 Mk. werde ich mir später Vorschläge zu machen erlauben, sobald Herr Prof. Dr. R. Semon (im April dieses Jahres) von seiner großen australischen Forschungsreise zurückgekehrt sein wird. Die höchst werthvollen wissenschaftlichen Resultate dieser letzteren beabsichtigen wir in einem großen, reich illustrirten Werke erscheinen zu lassen, dessen Ausführung mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird, und zu dessen Ausstattung im Sinne des Herrn Dr. Paul von Ritter ein ansehnlicher Theil des Ertrages seiner Stiftung verwendet werden könnte. ||
Indem ich Sie, Hochgeehrter Herr Curator, ersuche, für die obigen Vorschläge die hohe Genehmigung der Durchlauchtigsten Erhalter vermitteln zu wollen, bleibe ich
in vorzüglicher Verehrung
Ihr ergebenster
(gez.) Prof. Dr. Ernst Haeckel
Director des zoologischen Institutes in Jena.