Adolf Giltsch an Ernst Haeckel, Jena, 16. Februar 1909
Jena, zum 16. Februar 1909.
Sehr verehrter Herr Geheimrat!
Am vergangenen Freitag wurde mir die Bitte der Medicinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft für das Ihnen zu Ehren veranstaltete Festessen im Auftrage des Herrn Geheimrat Professor Dr. Maurer vorgelegt, mit dem Bemerken, daß an einem solchen Haeckel-Abende sein Giltsch nicht fehlen dürfe.
Mit Freuden habe ich Folge geleistet, obgleich ich doch nicht zur Gesellschaft gehöre. So ist auch ein ehrender Strahl mit auf mich gefallen, wofür ich Ihnen immer wieder von ganzem Herzen dankbar bin.
Als Sie bei dieser Gelegenheit eventuell noch Veröffentlichungen von interessanten Korrespondenzen, sowie Reiseerinnerungen, als Ziel Ihrer weiteren literarischen Tätigkeit in Aussicht stellten, habe ich mich sehr darüber gefreut, auch wenn ich voraussichtlich nichts dabei mitzuhelfen habe.
Doch hoffe ich, daß es mir auch ohne direkte Veranlassung gestattet ist, öfter bei Ihnen vorsprechen zu dürfen. ||
Und so wünsche und hoffe ich bei Ihrer Fünf und Siebzigjährichen Geburtstagsfeier, daß es mir vergönnt ist, Sie noch viele, viele Jahre, gesund, froh und tätig antreffena zu können und von Ihnen nur guten Fortgang Ihres Phyletischen Museums, besonders aber beste Gesundheit und bestes Wohlergehen Ihrer mir so teuren Person, Ihrer engern und weitern Familie zu hören bekommen.
Ich und meine Söhne werden wir immer bemüht sein, Ihnen bei jeder Gelegenheit in altgewohnter Weise mitzuhelfen, so viel in unsern Kräften und in unserm Können steht.
Zunächst haben wir alle den sehnlichsten Wunsch, daß Sie gesund und wohlbehalten von Ihrer jetzigen Reise zurückkehren möchten, gestärkt zu neuer und angenehmer Tätigkeit, entlastet vom beschwerlichen Universitätsamte, aber doch stets als seinen Schülern in jeder Beziehung voranleuchtender Führer und Meister.
Ihr immer dankbarst ergebener
Adolf Giltsch
und Familie.
H: EHA Jena, Sign.: A 42883.
a eingef.: antreffen