Emma Engelmann an Ernst Haeckel, Berlin, 3. März 1899
BERLIN N. W.
NEUE WILHELMSTR. 15.
3. März 99.
Hochverehrter Herr Professor und Adoptiv-Vater!
Meine Freude und Glücklichkeit über Ihre wundervolle Sendung sind so unbegrenzt, daß ich nicht weiß, wie ich meiner Dankbarkeit genügenden Ausdruck geben soll. || Daß Sie mich, einfaches Menschenkind, überhaupt Ihrer kostbaren Gabe werth gehalten haben, erfüllt mich mit unaussprechlichem Dank. Welche Schätze tragen Sie in meine Hände! Ich staune über den Reichthum, die Schönheit und alle Herrlichkeiten dieses Buches. Die || Mannigfaltigkeit der Formen und Farben – wie künstlerisch schön veranschaulicht! Ich bin tief gerührt über Ihre Güte und stehe unter dem Zauber dieses Wunderwerks. Mein geliebtes Olling hat sich auch in meiner Seele über diese Kostbarkeit gefreut und betrachtete || die Adresse mit forschendem Blick, ob das Buch denn wirklich an Frau E. geschickt sei! Solche Auszeichnung beschämt mich sehr! Ich kann nur noch hinzufügen: „wat soll ick darbi dohn?“ Es bleibt mir nichts Anderes übrig, als zu danken, danken, danken!
Wann besuchen Sie uns? Jetzt haben wir aber alle Influenza. Und zu Ostern wollen wir in schönere Gegend! Mit herzlichen Grüßen, in treuera Verehrung Ihre
Emma Engelmann.b
a Text weiter am linken Rand von S. 4: wir … in treuer; b Text weiter am linken Rand von S. 3: Verehrung … Engelmann.