Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelm Peters, Jena, 4. Juli 1865

Jena 4 Juli 65.

Hochverehrter Freund und College!

Sie hatten bei meiner letzten Anwesenheit in Berlin die Güte, mir die Erlaubniß zu ertheilen, Ihnen einen Theil der vielen unbestimmten Schlangen unserer Sammlung zu schicken. Da a dieseb Abtheilung der letzteren hier besonders verwahrlost ist, und ich von Schlangen-Systematik gar nichts verstehe, so mache ich jetzt von Ihrer gütigen Erlaubniß Gebrauch und ersuche Sie, mir die übersandten Species mit Etiketten zu versehen, was Ihnen bei Ihrer außerordentlichen Special-Kenntniß auf diesem schwierigen Felde gewiß nur eine geringe Mühe ist. Da der größte Theil aus Amerika und Indien ist, so findet sich hoffentlich die eine oder andere Art darunter, die Sie brauchen können, und die ich natürlich zu behalten bitte.

Von den Medusen meiner Sammlung habe ich bei genauerer Durchsicht nicht so Viele zur Einreichung in das Berliner Museum geeignet gefunden, als ich gedacht hatte. Ich hoffe jedoch, bei meinem demnächstigen Herbst-Aufenthalt an der dalmatischen Küste wieder mehr von diesen || mir jetzt besonders interessanten Thieren sammeln und Ihnen schicken zu können.

Wie Ihnen wohl Martens erzählt haben wird, habe ich jetzt, da ich als Ordinarius (nach Ablehnung eines Rufes nach Würzburg) hier in die philosoph. Fac. gekommen und soweit auf längere Zeit an das mir sehr lieb gewordene Jena gefesselt bin, eine vollständige Reform unserer Sammlung eingeleitet, so daß dieselbe jetzt trotz ihrer Kleinheit einen recht stattlichen Anblick gewährt und für meine Bedürfnisse, wenigstens was den Lehrzweck betrifft, in den meisten Hinsichten genügt. Martens hat mir beim Ordnen und Bestimmen die wesentlichste Hülfe geleistet.

Gelegentlich darf ich Sie wohl an Ihre Photographie erinnern, die Sie mir zu Ostern versprochen haben.

Mitte August denke ich über Triest auf mehrere Monate nach Dalmatien zu gehen und dort Hydromedusen zu untersuchen. Weihnachten komme ich wieder nach Berlin.

Mit der Bitte, mich Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, Ihr ergebenster

Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.07.1865
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Museum für Naturkunde Berlin, Historische Bild- und Schriftgutsammlungen
Signatur
Bestand: Zool. Mus., Sign.: S II, Haeckel, H., Bl. 6r-6v
ID
41993