Theodor Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 16. Februar 1891
Utrecht 16 Februar 91
Mein geliebter Freund und glücklicher Schwiegervater!
Das ist ja eine herrliche Geburtstagsüberraschung. Wir freuen uns von ganzem Herzen mit Dir und bitten Dich auch Deiner lieben Frau, u. ganz besonders dem jungen Paar unseren herzlichsten Glück-||wunsch aussprechen zu wollen. Natürlich kennen wir den Auserwählten, wenn auch leider noch nicht persönlich, aber doch als „berühmten“ Weltumsegler, ersten Besteiger des Kilimandscharo u.s.w. durch seine Leistungen, und gar mannichfach vom Hörensagen, wie denn neulich noch meine Tochter Paula ihn bei Prof. Credner in Leipzig getroffen u. „sehr nett“ gefunden hatte. Ich muß wohl sagen, daß durch dies Ereigniß auch || für uns Leipzig neuen Werth erhält und dadurch manches, was mir an meiner theueren See- u. Vaterstand weniger behagt, wieder gut gemacht werden kann. Hoffentlich wird das junge Paar aber auch Leipzig treu bleiben u. nicht etwa nach Inner Afrika übersiedeln oder sich auf chronischen Weltumsegeln legen! Auf den Roman, der zu diesem höchst erfreulichen Schluß führte, sind wir natürlich höchlichst gespannt u. hoffen ihn in einer Fortsetzung auf || Forst oder Felsenkeller mit allem Zauber, der Deiner Darstellungskunst verliehen, zu vernehmen, soweit nicht etwa die Betheiligten Einspruch dagegen erheben.
Ach, wer doch auch so gewezert wäre wir Du! Es laufen nicht so viel Hänse in der Welt herum die man sich als Schwiegersöhne wünschen möchte! Aber freilich darf nicht jeder auch solchen Schwiegervater beanspruchen wie Dein Hans. Das wird er sich wohl auch in seinem Glücke deutlich gemacht haben.
Meine Frau wird Dir ihr Herz noch selbst ausschütten. Meines schlägt noch wie immer in alter Treue für Dich
Dein
W.E.