Ernst Haeckel an Ludwig Plate, Jena, 28. Juni 1909
Abschrift
Jena 28. Juni 1909.
Hochgeehrter Herr Professor!
Meine Gesundheit hat durch die aufregenden Konflikte der letzten drei Monate so gelitten, daß ich zu deren Schonung der größten Ruhe bedarf und alle Aufregungen vermeiden muß. Ich kann daher, nachdem Sie in ihren drei Briefen nach Baden-Baden so schwere Anklagen gegen meinen Charakter und meine Amtstätigkeit erhoben haben, nicht versuchen, in der von Ihnen gewünschten persönlichen Unterredung mit Ihnen allein unsere bedauerlichen Differenzen auszugleichen. Wohl aber bin ich bereit den Versuch dazu in einer || Aussprache zu machen, an welcher außer Ihnen und mir der Herr Kurator und mein rechtskundiger College, Professor Rosenthal, teilnehmen sollen. Dann werden hoffentlich in einer ruhigen und sachlichen Erörterung alle Differenz-Punkte klargestellt werden. Zuvor aber möchte der Herr Kurator allein versuchen, den erwünschten Ausgleich herbeizuführen, womit ich mich einverstanden erklärt habe. Derselbe wird Ihnen eine Einladung zu einer persönlichen Unterredung mit ihm allein baldigst zugehen lassen.
Hochachtungsvoll
Ernst Haeckel.