Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 26. November 1912

Jena 26.11.12.

Lieber Herr Doktor!

Das unliebsame Aufsehen, das das Verfahren der Hamburger Ortsgruppe des D. Monistenbundes gegen Dr. Schlüter hervorgerufen hat, ist nicht berechtigt. Die ersten Mitteilungen darüber, offenbar von Dr. S. selbst herrührend, sind einseitig u. z. T. unrichtig; sie sind später in ganz anderem Licht aufgeklärt worden. Wie ich aus mehreren zuverlässigen Mitteilungen von Hamburger Ärzten entnehme, ist Dr. S. nicht nur fanatischer „Impfgegner“, sondern auch sonstiger „Naturheilkundiger“ (– à la Schäfer Art! –). || Er wollte seine Stellung im Vorstande der Ortsgruppe Hamburg benutzen, um für seine, durchaus unwissenschaftliche „Naturheilkunde“ Propaganda zu machen. Insofern halte ich seinen Ausschluß aus dem Vorstande, in dem Prof. Unna und Dr. von der Porten sehr tüchtige, streng wissenschaftlich denkende Ärzte sind, für gerechtfertigt. Die Form des Verfahrens konnte freilich besser sein!

– Dr. Heinrich Schmidt (kürzlich von seiner Frau geschieden) hat sich jetzt mit einer Berliner Lehrerin, Frl. Rosa Weber verlobt. –

– Meine Gesundheit geht langsam abwärts. Die Gelenkschmerzen dauern fort. –

Mit frdl. Gruß

Ihr E. Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
26.11.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Archiv des Helmholtz-Gymnasiums Bielefeld
ID
41114