Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 4. September 1911

Jena 4.9.1911.

Lieber Herr Doktor!

Der Hamburger Monisten-Kongress (8. – 11. Septb.) nimmt viel größere Dimensionen an und erregt weitgehendere Hoffnungen, als anfänglich erwartet wurde. Es scheint wirklich zu gelingen, eine dauernde und wirksame Vereinigung aller Freidenker-Kreise zu Stande zu bringen, in dem Sinne, in welchem Sie selbst seit 6 Jahren bei Gründung des „Deutschen Monistenbundes“ tätig waren. Es dürfte – sowohl im großen Interesse unserer gemeinsamen Sache, als auch in Ihrem eigenen – und dem Ihrer vortrefflichen Monatsschrift für „Neue Weltanschauung“ – liegen; wenn Sie sich entschlössen, selbst nach Hamburg zu gehen und Anschluß an die verbündeten Kreise zu suchen. || Wie ich aus vielen Briefen ersehe, ist Ihre neuerliche Opposition gegen den Monistenbund und die dadurch bedingte Zersplitterung der Kräfte, sowie Förderung der Sonderinteressen auf Kosten der berühmten „Deutschen Einigkeit“, sehr schmerzlich empfunden worden. Jetzt liegt die Leitung des M. Bundes (nach meiner festen Überzeugung) durch Prof. Ostwald in den besten Händen. Horneffer (ein sehr geschickter und wirkungsvoller Redner) hat sich zu unserem Monismus bekehrt. Wirklich schädlich ist (nach allgemeinem Urteil) nur Vielhaber, dessen Einfluß aber gebrochen werden soll. – Dr. H. Schmidt wird am 9.9. in H. meine „Ansprache“ verlesen, da ich selbst noch zu krank bin, um die Reise wagen zu können.

Für die übersandten Schriften besten Dank!

Mit frdl. Gruß

Ihr

E. Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
04.09.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Archiv des Helmholtz-Gymnasiums Bielefeld
ID
41104