Ernst Haeckel an Ernst Reimer, Jena, 19. September 1895
Jena 19. Septbr. 1895.
Lieber Ernst!
So eben erhalte ich Deinen Brief nebst Abrechnung für I. und III. Theil der Systematischen Phylogenie, sowie 1514 Mk baar für mein Guthaben, und beeile mich, Dir dafür meinen Dank zu sagen. Ich hoffe sehr, daß dieser III. Theil bedeutend mehr Interessenten u Freunde finden wird, als der I. Ich habe bereits einige Briefe von besonders dafür interessirten Collegen erhalten, aus denen ich (– nach Abzug angenehmer Complimente –) entnehme, daß die schwierige Arbeit in der Hauptsache wohl gelungen ist. ||
Die unfreiwillige Muße meiner zehnwöchentlichen Leidenszeit habe ich dazu benutzt, um eins der schwierigsten Capitel des zweiten Theils (Echinodermen) im Zusammenhang durchzuarbeiten, u. hoffe es bis Ende des Monats druckfertig zu haben. Dann sind ziemlich 2/3 des II. Theils (Wirbellose) fertig. Das fehlende 1/3 denke ich bis Ostern zu vollenden. Der Druck des II. Theils kann dann Anfang 1896 beginnen u. bis zum Herbste fertig a werden. – Wegen Versendung der 20 Exemplare, die noch bei Dir lagern, schreibe ich Dir nächste Woche. ||
– Die ausgezeichnete Behandlung meines Neffen Heinrich hat mein zerrissenes Fußgelenk im Laufe von 6 Wochen ziemlich wieder hergestellt. Leider laborire ich nun aber seit 3 Wochen an einer offenen Wunde mitten in der Fußsohle, da wo ein spitzer Stein eine starke Quetschung verursacht hatte. Indessen hoffen wir auch diese Wunde in 6–8 Tagen geheilt zu haben, so daß ich dann mit Agnes u. Emma Anfang October noch auf 3–4 Wochen nach Baden-Baden gehen kann. Wir bedürfen Alle sehr einer gründlichen Ausspannung und Erholung. ||
Daß Euer schöner 6wöchentlicher Aufenthalt in der Schweiz so von herrlichem Wetter begünstigt war, freut uns sehr. Mit besten Grüßen von Haus zu Haus
Dein treuer Schwager
Ernst Haeckel.
P. S. Die 30 hierher gesandten Exemplare sind richtig eingetroffen, sämmtlich ungebunden. Demnach befinden sich wohl die 10 gebundenen Exemplare unter den 20 noch in Berlin befindlichen.
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