Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Agnes Haeckel, Kairo, 4. April 1882

Cairo 4 April 82.

Liebste Herzensfrau!

Heute über 8 Tage (Dienstag 11. April) trete ich den letzten Theil meiner langen Tropenreise an und besteige in Alexandrien das Lloyd-Schiff. Wahrscheinlich komme ich dann 6 – 8 Tage später (17 od. 18.) in Triest an. Dort muss ich (des Lloyd wegen) einen Tag bleiben, ebenso einen Tag in Gratz (der Königsbrunn’schen Ceylon-Bilder halber). Dann geht es aber direct nach Hause! Ich hoffe Freitag oder Sonnabend (21 oder 22.) bei Dir im lieben Jena zu sein. Ich werde Dir den bestimmten Tag von Jena aus schreiben, resp. telegraphiren. Ich freue mich unbeschreiblich auf mein Daheim und vor Allen auf mein süßes Frauchen! ||

Ich hoffe, Du kommst mir mit den Kindern bis Groß Heringen entgegen (mit dem um 2 Uhr gehenden Nachmittags-Zug.) Ich komme dort von Leipzig circa um 3 Uhr an.

Du siehst, daß ich schon mehr in Jena als in Cairo bin! Egypten macht mir nicht halb den Eindruck, wie bei meinem ersten Besuch vor 9 Jahren! Ich sehe jetzt erst wie schön Indien ist!

Doch aquarellire ich hier fleißig. Ein früherer Schüler von mir (Dr. Wildt aus Gera) ist jetzt hier der erste prakt. Arzt. Auch sonst habe ich mehrere Bekannte getroffen. Gesundheit und Stimmung sind vortrefflich; es geht ja nun nach Hause! ||

Theile diese Zeilen meiner Mutter mit oder schreibe ihr zur Beruhigung. Ebenso schreibe ihr, wenn Du das Ankunfts-Telegramm aus Triest erhältst.

Einlage schicke an Professor Hertwig Mühlhausen, Thüringen

Herzlichsten Gruß in Eile

Dein treuer

Ernst

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.04.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 39125
ID
39125