Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 13. Oktober 1883
Jena 13 Oct. 83
Liebste Mutter!
Wir sind sehr froh, durch Carl zu hören, daß Ihr am Donnerstag Abend wohlbehalten in Potsdam angelangt seid. Nur halte Dich nur ruhig und laß Dich recht Pflegen, damit der schmerzhafte Rheumatismus oder „Hexenschuß“ bald vorüber geht! Habt herzlichsten Dank, daß Du uns mit Carl besucht hast; es war uns die größte Freude! Nur schade, daß Du nicht länger bleiben konntest! Ich bedauerte es besonders an dem schönen Abend vorgestern, der warmes und sonniges Wetter zu versprechen schien. || Das ist indessen nicht eingetreten. Gestern und heute war es recht kalt und naß, ohne Sonnenschein.
– Heute haben wir endlich die Wohnung definitiv eingerichtet und den „Salon“ in Kinder- und Eß-Zimmer verwandelt, das frühere (zu kleine) Eßzimmer in ein nettes „Lese-Kabinet“. Wir sind Beide mit dem Tausche, der jedenfalls sehr vernünftig ist, recht zufrieden! Agnes hat nun doch die Kinder stets um sich!
– Mein Fuß ist wieder ganz gut. Ich hoffe, morgen zum ersten Mal wieder ausgehen zu können! Mir ist es sehr lieb, daß Du nun doch unser liebes neues eignes Daheim kennst und in Gedanken besser bei uns sein kannst!
Mit herzlichsten Grüßen von Allen an Dich und Carl
Dein treuer Ernst