Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 17. Februar 1883

Jena 17. Februar 1883

Liebste Mutter!

Habe herzlichsten Dank für Deinen lieben Geburtstags-Brief; hoffentlich gehen Deine guten Wünsche für uns alle in Erfüllung. Wir können sie gut gebrauchen! Ist doch dieses Jahr eines der wichtigsten in unserem Leben! Im Ganzen freue ich mich auf das Festsetzen im eigenen Häuschen sehr, da ich seit der Rückkehr von meiner indischen Reise ein früher ganz unbekanntes Bedürfnis nach Ruhe und stillem häuslichen Leben besitze. || Wir haben den Tag übrigens wie gewöhnlich ganz still verlebt. Treten uns ja doch an solchen Tagen die vielen Erinnerungen an all’ das erlebte Gute und Schlimme besonders nah! Da muß man immer noch dankbar sein, wenn man sich so leidlich durch das Leben fortarbeitet, besonders wenn man sieht, wie es den meisten Leuten eigentlich doch schlimm geht! Wir wollen recht zufrieden sein, wenn Alles bei uns ruhig so weiter geht, wie bis jetzt, und wir alle gesund und zufrieden bleiben! Die Einlage schickst Du wohl an Tante Bertha, falls sie nicht morgen bei Dir zu Besuch ist.

Mit herzlichsten Grüßen

Dein treuer alter Ernst. ||

[Beilage: Todesanzeige Reinhold Hein:]

Heute, 3 Uhr Morgens, entriß mir der Tod nach kurzem Kampfe meinen theuern Mann, unseren inniggeliebten Vater

Dr. med. Friedrich Reinhold Hein

in seinem 51. Lebensjahre.

In tiefem Schmerze widmen diese Anzeige allen Verwandten und Freunden.

Danzig, den 31. Januar 1883.

Helene Hein, geb. Lehmann,

Elisabeth Hein,

Walther Hein,

Adelheid Hein.||

Außerordentlich betrübt hat mich umstehende Todes-Nachricht meines lieben Universitäts-Freunds, Hein.

Er war noch vor ½ Jahr (Ende Juli) sehr vergnügt bei uns, und dann mit mir zum Universitäts Jubiläum in Würzburg. Welch jäher Wechsel!

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Datierung
17.02.1883
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Potsdam
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38869
ID
38869