Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 20. Februar 1888
Jena 20 Febr 88
Liebste Mutter!
Für Deine freundlichen Geburtstag-Wünsche, die Carl mir mitgetheilt hat, danke ich Dir herzlich! Ich habe das neue Lebensjahr (schon das 55.ste!) gesund angetreten, wenn auch etwas abgearbeitet! Ich sehne mich nach dem Schluß des Semesters und der Arbeit über die Challenger-Siphonophoren! In 3 Wochen sind die Vorlesungen zu Ende! Auf den Frühling freue ich mich sehr, um so mehr als dann Lisbeth zurückkehrt (in 5 Wochen). Allen 3 Kindern geht es gut. || Agnes hat leider 14 Tage zu Bett liegen müssen, an einem Rückfall ihres alten Nieren-Leidens. Seit vorgestern geht es besser und heute ist sie wieder aufgestanden. – Daß mein Vortrag über die Orient-Reise (am 29. Jan.) im Theater gut ausgefallen ist, wirst Du aus beifolgendem Zeitungs-Blatt sehen. Das Haus war „ausverkauft“. Ich hatte 32 Aquarelle und über 100 Photographien ausgestellt. – Mitte April besuche ich Dich, hoffentlich mit Agnes und Lisbeth.
Mit herzlichsten Grüßen
Dein treuer Ernst.