Delprat, Theodore

Theodore Delprat an Ernst Haeckel, Den Haag, 24. September 1902

den Haag, Alexanderstraat 4

24 September 1902

Lieber Herr Professor!

In so langer Zeit haben wir keine Nachricht von Ihnen bekommen und fürchten das Sie uns ganz vergessen haben. – Ich erlaube mir daher Ihnen wieder zu schreiben und sogar um Ihnen die grosse Nachricht mitzutheilen das ich Ihr Beispiel folgend, einen „Strich“ gemacht habe zum Abschlusse meiner Carrière auf Java und Sumatra und meine Entlassung aus dem Dienste der Regierung gefragt und bekommen habe. – In Amsterdam habe ich eine Stelle angenommen als zweiter Direktor der Petroleum Gesellschaft Muara Enim. – Wir werden bald umziehen nach Amsterdam wo ich eine gute Wohnung gekauft habe. – Bis December und vielleicht noch etwas später bleiben wir im Haag und reise ich jeden Tag hin und zurück.

– Meine Frau ist recht glücklich nicht wieder nach Padang zurückkehren zu müssen und freut || sich sehr bei unseren beiden Töchtern bleiben zu können. – Die älteste ist jetzt 17 Jahre alt. – Ich habe sie nach Marges bei Lausanne gebracht um richtig französisch und deutsch zu lernen und was anders zu sehen wie Padang. ‒ Die Jüngste, 16 Jahre alt, ist noch bei uns zu Hause. ‒ Mein Sohn ist 19 Jahre alt und Student an die Polytechnische Schule in Delft. ‒

Meine Bücher hatte ich in Padang gelassen, die werde ich nun bald hier empfangen und freue mich darauf doch endlich das schöne Lexicon zu sehen das Sie so liebenswürdig waren mir zu schicken aber erst in Padang eintraf nach unserer Abreise. – Während der Reise und später in Holland habe ich mit sehr großem Vergnügen die anderen Bücher durch studirt welche Sie mir gelassen haben, – an Bord war ein holländischer Pfarrer dem ich die Lösung der Welträthsel zu lesen gab. – Wenn der Herr von einem || gasförmigen Wirbelthiere anfing zu lesen wurde er so böse das er mir das Buch zurück gab und weiter sich nicht mehr mit mir eingelassen hat! – Die liebenswürdige Weise worauf Sie über uns geschrieben haben in Ihrer Orientreise hat mir eine Europäische Renommée gegeben. – Für unsere Regierung habe ich Reisen gemacht durch Deutschland von Saarbrücken bis Berlin, Chemnitz und Zwickau und mehrmalen wurde mir gefragt ob ich den Herrn Delprat aus Sumatra auch kannte. – und vorgestern bekam ich via Padang ein Brief von einem alten Freunde aus Mexico der in Ihrem Buch meinen Namen und Adresse wieder gefunden hatte. –

In Louis Mulder, seine Frau und Tante Francoise haben wir wieder die gute Freunde zurückgefunden die sie immer für meine Eltern gewesen sind. – Herr Mulder ist jetzt 80½ Jahre alt und ist noch immer munter und jugendlich gesund. Jetzt ist er wieder auf Reise gegangen nachdem er || neulich von einer langen Reise zurück gekehrt war. –

Ich habe mir erlaubt Ihnen heute zu schicken eine kurze Beschreibung der Umbilin Kohlengruben und neue Prospekte für Eisenbahnen, welche ich als Vortrag hier im Königlichen Institut vor Ingenieuren im Haag gehalten habe. –

Unsere Königin hat mir 31 Augustus das Ritterkreuz den Nederlandschen Leuwen gegeben worauf meine Frau nicht wenig Stolz ist. –

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich

Ihr ergebener

Th. Delprat.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
24.09.1902
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3868
ID
3868