Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Charlotte und Carl Gottlob Haeckel, Jena, 15. Mai 1867

Jena

Samstag 15 Juni 1867.

Liebste Eltern!

Der Würfel ist gefallen!

Ich konnte meine Ungeduld nicht länger zähmen und bin heute morgen, trotz großen Widerstrebens der lieben Vice- Mutter Weiss, hierher gereist. Um 3 Uhr angekommen, und durch ein eiskaltes Saalbad sehr erquickt und gestärkt, ging ich um 5 Uhr zu Frau Huschke, und fand alsbald einen günstigen Moment, mich gegen Agnes allein auszusprechen, den ich sofort benutzte. ||

Es zeigte sich sogleich, das die tiefgewurzelte Neigung eine gegenseitige war, und daß wir Beide uns wohl schon lieber hatten, als es uns Beiden bewußt war. Ich bin sehr glücklich, und hoffe noch glücklicher zu werden.

Der entscheidende Schritt ist nach reiflichster Überlegung geschehen und ich weiß, daß meine liebste Anna ihn vollkommen billigen würde.

Die Anzeigen werde ich übermorgen umher schicken. Frau Huschke ist natürlich auch sehr glücklich.

Mit herzlichstem Gruß, liebste Eltern und liebster Bruder,

Euer treuer Ernst.

Grüßt alle Bekannten. ||

Carlchen in Berlin geht es gut. Tante Bertha hatte sich wegen seiner übermäßigen Pedanterie allzu große Sorge gemacht. Ich fand ihn recht wohl.

Der Erz- Philister wird schon aus ihm herauszubringen sein.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Datierung
15.06.1867
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38453
ID
38453