Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Baden-Baden, 21. Oktober 1895

Baden-Baden 21. Oct. 95

Liebes Bruderherz!

Für Deinen lieben Brief und das Buch von Ritter (– das mich hoffentlich bekehren wird –) danke ich Dir herzlich. Du wirst inzwischen gestern bei Tante Bertha meinen (zugleich für Dich bestimmten) Geburtstags Brief gelesen haben.

Mit dem Erfolge der Cur bin ich doch (nach jetzt 16 Tagen) recht zufrieden. || Obgleich das Fuß-Gelenk noch steif und schwach ist, hat doch die Beweglichkeit sehr zugenommen. Auch sonst habe ich mich erholt; ich war recht herunter!

– Die erste Woche hatten wir noch herrliches Herbst-Wetter. Seit 4 Tagen ist es (nach einem starken Gewitter) plötzlich kalt geworden, heute Morgen sogar 3° über Null!! ||

Wir denken am 1. Oder 2. November nach Jena zurück zu kehren, da ich am 4. (Montag) meine Vorlesungen beginnen will. –

Der Vormittag vergeht fast ganz mit der Cur. Nachmittag gehe ich aber spazieren. Abends lese ich Viel; Hellwald’s Culturgeschichte und Buckle, Geschichte der Civil-Ehe – mit großem Interesse.

– Meine Frau, die auch recht angegriffen war, ruht sich aus. ||

Meine Fuß-Verletzung war doch recht schwer, und wenn der Fuß wiederhergestellt wird, habe ich es vorzüglich der sorgfältigen und umsichtigen Behandlung Deines lieben Heinrich zu danken. Ich konnte keinen besseren Arzt finden.

– Mit besten Grüßen (auch an Frl. Kniebe und Deine Kinder)

Dein treuer

Bruder Ernst.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.10.1895
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38155
ID
38155