Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 1. Mai 1889
Jena 1. Mai 89.
Lieber Bruder!
Freitag Abend bin ich wohlbehalten, nach 7 wöchiger Abwesenheit, in meine liebe Medusen-Villa zurückgekehrt, und fand Alles wohl vor. –
Die Möbel sind gut angekommen und sehr willkommen. Vielen Dank für die Besorgung. – Die Elba-Rom-Reise war recht interessant und sehr befriedigend, wenngleich der ausnehmend kalte und nasse Frühling manchen Plan vereitelte.||
In Rom wurde ich von Professoren, Studenten und Künstlern um die Wette gefeiert, und mußte noch am Abend der Abreise eine große Ovation erleiden.
– Fleißig habe ich gemalt, und 33 Aquarellskizzen mitgebracht. – Walter malt und zeichnet fleißig, mit großem Eifer und Talent. Der Junge hat sich in diesem ersten Jahre seiner Künstler-Laufbahn wunderbar umgewandelt, sehr zu unserer Zufriedenheit. ||
– Unseren Besuch in Potsdam werden wir wohl erst später ausführen, theils wegen Eures Umbaus (– für den ich Dir Alles Gute wünsche! –), theils wegen unserer Pläne. Zu Pfingsten haben wir wahrscheinlich Besuch von Gegenbaur und Tochter.
– Die Vorlesungen haben gestern (im April! –) begonnen. Heinz ist munter und tüchtig bei seiner Habilitations-Arbeit. –
Herzliche Grüße, auch an Tante Bertha,
Dein treuer Bruder
Ernst.