Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Potsdam, 17. Juni 1879

Potsdam 17/6 79.

Liebe Agnes!

Herzlich danke ich Dir für deine Zeilen, die ich mit großer Sehnsucht erwarttet habe; ich kann Dir nicht sagen wie einsam es mir nach Euerer Abreise war. Nun habe ich doch die Beruhigung, daß Ihr glücklich angekommen seid, und alles wohl gefunden habt. Daß Du aber so bald wieder Sorge um die Gesundheit Deiner lieben Mutter hast, thut mir leid; hoffentlich erholt sie sich bald bei dem schönen Wetter. Grüsse sie herzlich von mir. – ||

Der kleine Siegfried spricht noch immer viel von Emma, den ersten Tag nach Euerer Abreise suchte er sie immer und wenn ich kamm [!], sagt er immer: Emma. Noch gestern sagte er: Emma fort, Jena. – Denkt denn Emma auch an ihren Verehrer?

Die Woche nach Euerer Abreise war für mich nicht schön; ausser, daß ich das wehmüthige Gefühl wie kurz die Freude nurt war meine lieben Jenenser zu sehn, und wie selten mir das wird, hatte ich mancher-||lei häusliche Unannehmlichkeiten zu überwinden; Donnerstag, wo ich Wäsche hatte, kam als der Hof voll Wäsche hing ein starkes Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen; dabei, doch was soll ich Dir die kleinen Unbequämlichkeiten erst vorzählen, lieber will ich Dir sagen, daß ich Sonnabend sehr erfreut wurde durch den Besuch von meiner Schwester Bertha, die bis gestern früh blieb; wir waren zu Mittag bei Karl und da das Wetter schön war fuhren wir Nachmittags etwas || zu Wasser, was sehr angenehm war, ich dachte viel an Euch, da ich so gerne mal mit Euch eine Wasserfahrt gemacht hätte. – Bertha wird den 3ten July von Berlin abreisen, denkt 4 Wochen in Münster am Stein zu baden, und will dann mit Mariechen die dorthin kommen soll, eine Schweizerreise zu machen.

Heute reist Karl nach Sorau.

Sei mit den Kindern auf innigste gegrüßt

von Deiner alten

Mutter Lotte.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
17.06.1879
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36851
ID
36851