Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 30. November – 2. Dezember 1878
Potsdam 30ster November 78.
Mein lieber Ernst!
Herzlichen Dank für Deine liebe Zeilen, die ich heute früh erhielt, und aus denen ich mit Freuden sah, daß Du mit Deinen Lieben wohl bist.
Auch ich habe die Aufforderung zur Einzahlung der Zubusse bei der Vereinigten Westphalia zu meinem Schreck erhalten, und da freue ich mich für Dich, daß Du eine unerwarttete Einnahme von 500 Thalern erhalten hast, und finde es ganz recht, wenn Du gleich die ganze Einzahlung der 600 Mark nach Dortmund schickst; dann werden Dir noch || Zinsen gut gerechnet für die Einzahlungen, die erst später sein brauchten, ich fragte heute Karl danach. Der sagte mir, sie würden Dir von Dortmund aus dann die Zinsen schicken. –
Daß jetzt grade diese Geschichte kommt, ist eine Mahnung jede unnütze Ausgabe zu meiden, und so wird meine Weihnachtsgabe für meine Lieben sehr winzig werden, doch da beruhige ich mich wenn nur das Kleine mit Liebe gegeben wird und auch so genommen. ||
Diesmal nehme ich mit Dank Deina Geschenk der 100 Thaler an, weil mir das erlaubt einige mir liebe Ausgaben zu bestreiten. Ich bitte Dich es mir durch Postanweisung zu schicken; und wenn Du willst dazu die 100 Mark, die Du für Karl bestimmt hast; oder wenn Dir es lieber ist kann ich es von den Zinsen, die ich für Dich erhebe nehmen. Den Abschluß über die diesjährige Berechnung werde ich erst im Jannuar machen können wenn noch die Einnahme der Renntenanstalt ist gemacht. ||
Potsdam 2/12
Seit vorgestern bin ich nicht dazu gekommen diese Zeilen an Dich zu beenden, gestern Abend überraschte mich Bertha, die eben b nach dem Kitz gegangen ist und da will ich schnell den Augenblick benutzen noch einiges an Deine Agnes zu schreiben.c
Sei mit den Kindern auf’s innigste gegrüßt von
Deiner
alten Mutter
Lotte.
a korr. aus: Deine; b gestr.: zu; c korr. aus.:;