Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Potsdam], 31. Dezember 1877

31/12 77.

Mein lieber Ernst!

Es ist mir Bedürfniß zum Schluß dieses Jahres Dir und Deinen Lieben noch einen Gruß aus vollem Herzen zu bringen. Wie immer beim Wechsel des Jahrs und jedes ernsten Lebensabschnitt sehen wir mit Dank auf das Gute, was uns geworden und tritt uns das schwer Erlebte lebhaft vor der Seele. Besonders dankbar bin ich, daß Du, mein Herzenssohn wieder gesund bist. Unser armer Karl ist in dem verflossenen || Jahre ernst geführt worden, wie viel Schmerz und Sorgen hat ihn getroffen; aber ich muß ja auch Gott danken, daß er ihm Kraft giebt mit männlicher Ergebung das Leid zu tragen, und seine Stelle im Leben auszufüllen.

Mir ist ja ein so großes Glück geworden, daß meine beiden einzigen Söhne so brav sind, und mir so viel Freude machen. Möge Gottes reicher Seegen dann auch ferner auf Euch ruhen, und vor allem gebe er Euch Freude an den Kindern. ||

Beim Schlusse des Jahres sage ich Dir und Deiner Frau noch herzlichen Dank für alle mir erwiesene Liebe, und ich bitte Euch, wenn ich noch leben muß, mich lieb zu behalten.

Tante Bertha grüßt Euch herzlich.

Dir, Deiner lieben Frau und den Kindern wünscht zum Neuen Jahr viel Friede und Freude

Deine

alte Mutter

Lotte Häckel.

Deiner lieben Schwiegermutter bitte ich mit herzlichen Gruß meinen beßten Wunsch zum Neuenjahr zu sagen. ||

Den Jahresschluß wegen Deiner Berechnung werde ich Dir nächstens senden, noch ist nicht alles eingekommen, doch habe ich schon jetzt 1000 Mark in die Creditbank gelegt, wie ich es auch mit den a noch einkommenden Gelde machen werde zur vier wöchentlichen Kündigung. Deinen Kindern bitte ich 27 Mark in ihre Spaarkasse zu legen, die ich Dir in Deiner Berechnung in Einnahme gestellt habe. Noch einen innigen Kuß von Deiner alten Mutter.

a gestr.: Kün

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.12.1877
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36759
ID
36759