Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 19. Dezember 1877

Potsdam 19/12 77.

Lieber Ernst!

Gestern ist meine kleine Weihnachtsgabe in großer Kiste glücklich als Eilgut zur Eisenbahn gebracht, und ich wünsche, daß es gut ankommt, unten in der Kiste habe ich 2 Flaschen Ungarwein gepackt. Für die Kinder hatte ich einige Kleinigkeiten besorgen wollen, wurde aber immer durch Regenwetter gehindert, da es mir so sehr leid that, so schicke ich noch ein kleines Packet durch die Post, das kannst Du mit beim Auspacken der Kiste nehmen. Zum Zudecken in der Kistea habe ich || Oben in der Kiste eine alte Serviette verwand und ein kleines Serviettchen aus altem Tischzeug, dies dachte ich solltes Du brauchen statt Taschentuch zum Farbenwischen beim Mahlen, findest Du es praktisch, so schreibe es mir, ich mache Dir dann noch mehr.

Nun noch ein paar Wirtschaftsbemerkungen für meine liebe Schwiegertochter.

1) In einem kleinen Kistchen sind Kielersprotten, die müssen bald gegessen werden. – ||

2) Die Heringe habe ich so eingelegt, daß sie wahrscheinlich beim Auspacken der Kiste genießbar sind; ich habe auch einige Melcher dazu gethan, die gut zu Fleischsoßen oder Kartoffelsalat zu verwenden sind, sie werden mit Zucker gerührt und dann Oel und Essig dazu.

3) Damit es sich orndlich verschick habe ich ausgelassenes Rinderfet auf den Topf, worin die Rölchen sind gethanb, das muß erst abgenommen werden, wenn die Rölchen gebraucht werden sollen, es ist aber || dann noch immer zum Kochen zu verwenden. Dies ist wohl ein interessanter Brief für meinen gelehrten Professor.

Die Hauptsache ist aber der Wunsch, daß Ihr, Lieben das schöne Weihnachtsfest recht gesund und vergnügt verleben mögt, und behaltet lieb Euere alte Mutter, die mit inniger Liebe täglich Euerer gedenkt. ||

In dem kleinen Packet sind noch Lichte für das Klavier, da die Kinder gerne spielen, was mich freut, so werden sie Licht brauchen.

So gerne hätte ich für Dich, mein lieber Ernst, etwas gearbeitet, wußte aber nichts, da Agnes Dir immer Pantoffeln näht, nur bitte ich Dich c die kleine Börse zum Aufheben des Geldes zu verwenden.

Sei mit Frau und Kinder innig gegrüßt von

Deiner alten Mutter

Lotte

a eingef.: in der Kiste; b eingef.: gethan; c gestr.: das

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
19.12.1877
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36757
ID
36757