Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 8. Januar 1875
Potsdam 8/1 75.
Lieber Ernst!
In rechter Sorge bin ich, ob einer von Euch, Lieben, krank ist, da ich gar nichts von Euch höre; oder ist etwa Dein Schein für die preußische Renntenanstalt, den Du in Jena solltest bescheinigen lassen, nicht angekommen. Ist es nur vernachlässigt, so bitte ich es bald zu thun und zurück zu schicken, da wir mit Erhebung der Rennte warten bis alle zusammen sind, für Karl und mich sind sie schon ausgefüllt. Ich werde dann auch Abschluß in Deiner Berechnung machen; soll || ich Dir bloß schreiben, wie es steht? oder soll ich Dir die für Dich angekaufte Pappiere schicken? Uebermorgen feiert Ihr nun den Geburtstag unserer lieben Lisbeth. Gott behüte das liebe Kind, und gebe ihr ferner Gedeihen. Ich wollte ihr ein Püppchen anziehen, konnte aber nicht dazu kommen, ich muß gestehn, daß ich mich nicht so weit errappeln konnte zu solcher Beschäftigung, ich bin zu traurig, doch das darf man ja der Jugend nicht || entgelten lassen, und ich werde hoffentlich bald nachholen, was jetzt versäumt ist. Mit meiner lieben Auguste sieht es traurig aus. – Gott wolle es wohl machen. –
Wenn Du nicht schreiben kannst, mein Herzens Ernst, so sagt Agnes mir wohl mit ein paar Worte, wie es Euch geht. –
Grüße mir Agnes und die Kinder herzlich, noch besonders mein liebes Geburtstagskind. Seid mit ihnen heiter, und behaltet lieb
Euere
alte Mutter
Lotte.
Karl grüßt schön. –