Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 2. Februar 1872

Berlin 2/2 72

Lieber Ernst!

Heute früh erhielt ich Deinen Brief, und schreibe gleich wieder, weil Du darin erwähnst Du legest ein Regierungsblatt ein, was ich Dir zurück schicken solle, welches aber nicht angekommen ist. –

Daß Deine liebe Frau noch immer bettlägerig ist, thut mir leid. Grade ihret wegen hatte ich besonders gehofft, daß die Versetzung nach Straßburg gut sein würde, ich dachte mir bei einem mildern Klima in der schönen Natur, würde ihre Gesundheit sich kräftigen, || und dadurch würde sie auch Freudigkeit und Frische für ihr Haus gewinnen. Für Euch alle beide wäre es gewiß sehr vortheilhaft, wenn Ihr auch das Leben unter andern Menschen und andern Verhältnissen durch zu machen habt. Du sagst dann immer: ich will keines wegs in Jena bleiben; aber glaubst Du, daß Dir noch irgend eine Stelle geboten wird, wenn Du alles ausschlägst. Nun, Du mußt ja wissen was Du zu thun hast; || ich kann es nicht beurtheilen; ich hatte gedacht, Du würdest es annehmen, und mir schon vorgenommen, Agnes packen zu helfen, wenn es ihr recht wäre; nun bleibt Ihr im alten Schlendrian, und je länger, so kommt Ihr auch je schwerer heraus. –

Wir haben hier wieder sehr schwere, sorgenvolle Tage verlebt; ich schrieb Dir schon im vorigen Brief, daß Heinerich krank sei, er hat auch die Pocken; und war recht krank, heute bekam ich nun die Nachricht, daß die vorige Nacht besser gewesen. ||

Gott gebe, daß es nun an der Besserung bleibe. Helehne ist auch noch immer nicht ganz hergestellt. – Karl und Clara waren gestern einen Augenblick hier, in Potsdam ist alles wohl, Karl sieht auch besser aus. – Wenn nichts dazwischen kommt, denke ich Samstag hinzufahren. –

Daß Deine Kinder wieder wohl sind freut mich, grüsse sie und Agnes herzlich von mir; und Dich, mein lieber Herzens Ernst, umarmt in Gedanken

Deine

alte Mutter Lotte ||

[Beilage]

GERTRUD REIMER,

AUGUST HOFFMEISTER,

VERLOBTE.

BERLIN, DEN 31. JANUAR 1872. ||

Diese Verlobungsanzeige schicke ich mit, weil ich denke es wird vielleicht Agnes interessieren. –

Schicke mir das Zeitungsblatt, ich werde es dann Sonntag mit Deinem Briefe mit nach Potsdam nehmen.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.02.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36452
ID
36452