Berlin d. 15ten
Heute, mein Herzens Ernst, sind es 14 Tage als mein lieber Mann, Euer treuer Vater von uns schied, ach mir ist es wie eine Ewigkeit. Nun mit Gottes Hülfe werde ich mich immer mehr an dem Entbehren gewöhnen; ich danke ja Gott, daß Vater nicht noch mehr vom Alter leiden mußte. Gestern war Bertha zu Mittag bei mir; Heinnrich, der heute zu Mittag bei Liskows war, wird heute Abend mit August Jacobi nach Potsdam fahren. ||
Du hattest mir, als Du hier warst, versprochen, mir zu schreiben: ob Agnes zu ihrem Geburtstag lieber ein schwarz wollenes oder ein leicht seidenes Kleid würde haben wollen; bitte gieb mir hierauf bald Antwort, damit ich es in Zeiten besorgen kann; und es zum 26sten bei Euch ist. –
Meine Häuslichkeit wird sich nun nach und nach ergeben; || ich bewohne Vaters Stube, wo ich alles gelassen, wie er es hatte, mir ist es so lieb, ich denke auch sie wird sich besser heizen als meine frühere Wohnstube.
Gestern Abend ist Marie abgezogen und die neue gekommen; ich hoffe ich habe es gut getroffen. – Friedrich, der sich fortwährend so gut benommen hat als in den ersten Tagen ist eben abgezogen; er hat eine gute Portirstelle bei G. R. || Krause in der Leipzigerstr. bekommen, der die große Weinhandlung etc. hat; mußt aber gleich am 15ten die Stelle antreten, und ich fand es auch besser daß das neue Mädchen gleich alles besorgen mußte. Heinnrich grüßt Dich schön. Sei Du mit Frau und Kinder innig gegrüßt von
Deiner
alten Mutter
Lotte.