Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 11. Dezember 1865

Berlin den 11ten | December 65.

Lieber Ernst!

Vorgestern erhielt ich Deinen Brief, und freue mich, daß Du wohl bist; wie auch über Dein Kommen; wenn Du irgend kannst, so komme doch lieber einen Tag früher: ich hatte seit lange den Plan, ob Du nicht Heiligabend also Sonntag, den 24sten, in Landsberg sein wolltest; und wollte Dir den Vorschlag dazu machen, wenn Du hier seist; nun Du aber so spät kommst, schreibe ich || lieber. Ueberlege es Dir mal; ich denke es soll Dir wohlthun mit Karls Kindern zusammen zu sein, die und Herrmine bekommst Du sonst schwerlich zu sehn; hoffentlich kann Karl mal her kommen in der Zeit Deines Hierseins; aber das ist denn doch auf jeden Fall erst nach dem Feste, denn Heiligabend muß er doch mit seinen Kindern verleben. Kannst Du früher kommen, so schreibe daß ich den a Christi-||an auf den Bahnhoff schicke; schreibst Du nicht, so findest Du ihn Sonnabend Abend auf dem Bahnhoff; das ist ja wenn Du nach Landsberg willst, der äusserste Termin. –

Die Briefe habe ich in Freicouverts auf die Post geschickt. Vater und ich sind gesund, und freuen uns sehr auf Dich, in Gedanken oder viel mehr mit meinem Herzen bin ich immer bei Dir. –

Auch mich beschäftigt das Scheiden unseres Freundes Barth sehr, || ich denke an diesen Verlust Tag und Nacht. Die Jenenser scheinen Dir ja jetzt auf jede Weise immer eine Auszeichnung beweisen zu wollen; wenn Dir der Vorstandsposten beim literarischen Museum Freude macht, so ist mir es lieb; sonst ist die Menschengunst wankelmüthig. –

Laß Dir doch von Bertha sagen, die Du von mir grüssen kannst, ob und was Du etwa von hier für Deine Wirthschaft mitbringen kannst. – Gott gebe daß wir uns gesund wiedersehn. Wie immer

Deine

Dich so innig lebende Mutter

Lotte.

a gestr.: Bedie

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.12.1865
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36282
ID
36282