Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 1. Juli 1861

Berlin d. 1sten July 1861.

Mein lieber Herzens Ernst!

Mir heute eine Freude zu machen, will ich Dir gleich meinen herzlichsten Dank sagen für Deinen lieben, lieben Brief, der mir schon gestern Deine kindlichen Wünsche brachte. Was Gott auch im neuen Lebensjahr schickt soll uns allen lieb und gut sein; freilich ist der Weg oft auch rauh und schwer, den er uns führt; doch führt er ja alles herrlich hinaus. Ich habe wieder eine schwere Woche durchgemacht; vorigen Dienstag früh || war wieder solch ein Zufall gewesen, der diesmal die unangenehme Folge hatte, daß jede Bewegung heftige Schmerzen in allen Gliedern brachte; mein armer Rücken ist zweimal geschröpft worden, gestern hatte Katherine Stahl grade zum 2ten Mahl das schöne Geschäft vor als unser alter Karl kam; der nun allein von meinen Kindern heute bei mir ist, von Anna bekam ich heute auch einen Brief, die den || letzten Brief von Dir mit schickte.

Ueber die Kiste an Dich habe ich mich auch geärgert, weil sie sie hier auf der Eisenbahn nicht haben annehmen wollen, weil sie nicht 25 [Pfund] wöge. –

Wie sehr, mein Herzens Ernst, freut es mich, daß Du in Jena so glücklich und zufrieden bist; Gott sei ferner mit Dir, wohl würde ich mich freuen, wenn ich es noch erlebte, daß Du Deine vollständige Häuslichkeit hättest, und mit || Deiner Anna glücklich zufrieden wärst; nun vielleicht weiß ich Oben auch, was Ihr, Lieben, hier macht. Freitag früh ist Hänschen Jacobi gestorben, und heute früh ist er begraben, Karl ist mit Jacobis zum Kirchhof gefahren; für die Eltern ist es natürlich betrübt, sonst ist es wohl für das Kind eine Wohlthat. Wenn nichts dazwischen kommt, denken wir Donnerstag früh von hier nach Teplitz zu || reisen, zugleich wird Karoline von hier zu ihrer Mutter fahren, sie geht mit der Eisenbahn bis Apolda, und dann per Post über Jena nach Ranis; ich wollte Dich nun bitten daß Du Donnerstag auf der Post mal nach Karoline fragst, ich werde ihr ein Stückchen Kuchen, von heute mitgeben; und sie wünscht auch Dich noch zu sehen, und kann Dir mündlich von uns || berichten.a

a Briefschluss auf dem Blatt des Briefes von Karl Haeckel an Ernst Haeckel, 01.07.1861: reisen, zugleich … berichten.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
01.07.1861
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 36216
ID
36216