Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin, 16. – 17. Dezember 1864]

Freitag

Mein lieber Herzens Ernst!

Heute früh erhielt ich Dein Briefchen, was mir eine wahre Erquickung war; ich sehnte mich so sehr darnach von Euch zu hören. Du brauchst nicht zu fürchten hier belästigt zu werden durch Gesellschaften oder Vergnügungen, darnach sieht es bei uns nicht aus; Vaters ganzer Zustand macht mir viel Sorge, in mancher Beziehung wirst Du ihn vielleicht etwas besser finden; aber seit vorgestern hat er Fieber, was ihn sehr herunter bringt. ||

Was mich veranlaßt, Dir noch vor Deinem Herkommen Dir zu schreiben, ist Deine Aeusserung, daß Du nur 8 Tage hier bleiben kannst; und da wollt ich Dich sehr bitten, wenn Du es irgend kannst, so a richte Dich so ein, daß Du so lange wie möglich bleiben kannst, Vater freut sich so sehr auf Dein Kommen. Du kannst ja hier auch Arbeiten, entweder richtest Du Dir in Vaters Stube einen Tisch ein, oder Du || läßt die Balkonstube heitzen.

Karlen werde ich morgen Dein Briefchen schicken, er hat versprochen gleich nach dem Feste zu kommen.

Tante Bertha ist auch krank, deshalb habe ich seit Montag die kleine Marie hier. Daß es Hildebrand besser geht, freut mich herzlich. Mich hat die schreckliche Geschichte mit D. sehr beschäftigt, und bewegt; wie viel mehr muß es für Hildebrands sein, die die Familie kennen. || Auf dem Couvert Deines Briefes hat Dornn an Dich geschrieben, ich schneide es ab und schicke es Dir mit.

Auf Dein Kommen freut sich sehr

Deine

Mutter Lotte

Mutter Minchen kommt nicht zum Feste, sondern geht nach Landsberg. –

Sonnabend Die Nacht war leidlich. Quincke war noch nicht hier.

Grüsse Deine Freunde. Frau Weiß war eben hier, und läßt Dich grüssen.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
17.12.1864
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36196
ID
36196