Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 25. Oktober 1891

Potsdam 25 October | 1891.

Lieber Bruder!

Recht gefreut habe ich mich, daß Du nach Baden-Baden doch noch einen netten Erholungsaufenthalt in der Schweiz gehabt hast und nun wieder laufen kannst.

Heute Abend muß ich mich kurz fassen und Dir rasch noch eine geschäftliche Anfrage vortragen.

Dein Hypothekenschuldner, Waschanstalt Besitzer Friedel hiera hat von Dir bereits ein Darlehn von 9000 Mk zu 5 %. Er hat dies auf ein Grundstück von 124 □Ruthen mit älteren über 12.000 Mk in der Feuerkasse stehenden Gebäuden erhalten, dessen Grundfläche jetzt allein schon auf 12.400 Mk geschätzt ist. Nun hat er Vergangenen Sommer auf diesem Grundstück ein neues || umfangreiches Seitengebäude von zwei Stockwerken außer dem Erdgeschoß erbaut, welches mit ca. 36.000 Mk in der Feuerkasse steht. Er wünscht jetzt zur Abzahlung der Bauschulden dem alten Darlehn den Betrag von 21.000 Mk hinzugefügt und will dann (dem jetzigen Zinsfuß angemessen) das ganze Kapital von 30.000 Mk mit 4 ½ Percent jährlich verzinsen. Ich habe durch meinen bewährten Sachverständigen, Stadtrath Conrad, die vorgelegte Taxe prüfen lassen. Er hält das Grundstück mit Baulichkeiten jedenfalls für 50.000. Mk. werth. Dazu kommt, daß der Besitzer ein ordentlicher Mann ist u. mit einer rüstigen jungen Frau das Geschäft schwunghaft betreibt. Ich würde ihm daher das Darlehn, zur ersten Stelle mit den bereits geliehenen 9000 Mk. zusammen, bewilligen, und dazu von Deinen Papieren || geeignete verkaufen. Ich halte das Geschäft für vortheilhaft und ausreichend sicher, da hinter den 30.000. M. dann noch ein Ausgedinge seiner Mutter und 8000. Mk für seine Geschwister zu stehen kommen, die mit der Mutter hinter dem aufzunehmenden Darlehn zurücktreten und demselben das Vorrecht einräumen.

Bitte um baldige Antwort hierauf, da Friedel bald wissen möchte, ob Du zustimmst.

Mit herzlichen Grüßen, auch an Heinz

Dein treuer Bruder

Karl.

Brief an Tante Bertha habe ich besorgt; sie hat sich diesmal still zu Hause gehalten u. nur einige Besuche der Nächststehenden angenommen, ist aber sonst munter. Die Parterre Wohnung in ihrem Hause hat sie jetzt fest zu kommenden Ostern gemiethet.

a eingef.: hier

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
25.10.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35272
ID
35272