Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ern st Haeckel, Potsdam, 8. März 1874

Potsdam 8/3 74

Lieber Bruder!

Recht Leid hat es uns gethan, daß bei Euch so viel Lazareth ist. Hoffentlich bist Du nun wieder auf den Beinen, u. Ihr um die kleine Emma außer Sorge. Sobald es geht, gebt Ihr nur Ungarwein löffelweis, das bringt nach solchem Zustand wieder auf den Damm, wie wir an unserm Ernst gesehen haben.

Bei uns geht es ja leidlich. Clara hat immer noch nicht viel Kräfte, doch kann sie die Wirthschaft besorgen und kommt täglich etwas aus. Mutter hat etwas Erkältungshusten, doch scheint mir die Sorge um Euch sie mehr zu beunruhigen als das bischen Husten. Wir fuhren mit ihr dieser Tage etwas spaziren. Meinen Fuß habe ich seit 8 Tagen bei Dr. Klönne ernstlicher in die Kur gegeben, – Er beizt mich jetzt täglich, damit ich endlich die Warze los werde. Denn: wenn ich sie Ostern noch habe, hat er 2 Flaschen Rheinwein verloren. Wenn ich sie los bin, muß ich sie geben!

Uebrigens werden wir ihn leider wohl| in einigen Wochen verlieren, da er als Ober-Stabsarzt weg kommen soll.

Werden wir Dich nun Ostern hier sehen? Anna ist dann hoffentlich auch wieder hier. Ade. Herzlichen Gruß an Agnes.

Dein treuer Bruder

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
08.03.1874
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35059
ID
35059