Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 21. Oktober 1871
Potsdam 21 October 1871.
Lieber Bruder!
Heute Vormittag ist Clara mit Karl und den beiden Mädchen nach Berlin abgereist, um mit allen dreien zum Zahnarzt zu gehen, da jedes von ihnen sich einen bösen Backzahn ausziehen lassen muß. Carl wird jedenfalls erst Montag früh von Berlin fahren, vielleicht auch erst Dienstag. Erwarte ihn also nicht morgen vergeblich. Ich habe ihm 30 Rth mitgegeben. Bitte, lege vorläufig das Weitere für ihn aus und giebt [!] ihm außer den Colleggeldern c. 25 rℓ per Monat. Ich sende Dir per Postanweisung sobald Du es haben willst, sonst aber zahle ich Dir das Verlegte u. den ferneren Wechsel aus, wenn Du Weihnachten kommst. Ich hielt es nicht für zweckmäßig, Carln mehr auf einmal in die Hände zu geben.
Hab’ im Voraus für alles Dank, das Du an dem Jungen thust.
Mir geht es leidlich, ich gehe spazieren || und arbeite schriftlich, soll aber noch in der neuen Woche Termine nicht abhalten. Ich habe immer noch ein anormales Gefühl in der Rachengegend. – Deine guten Rathschläge werde ich befolgen.
Daß wir gemiethet haben, schrieb ich Dir ja wohl. Mit einem Ankauf ist es bis jetzt nichts geworden, doch sind mir noch neuerlich wieder Vorschläge gemacht.
Ade, herzlichen Gruß von
Deinem
treuen Bruder
Karl