Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Emil Rösler, Jena, 11. Januar 1912

Jena 11.1.1912.

Sehr geehrter Herr Rösler!

Zu meinem aufrichtigen Bedauern bin ich außer Stande, Ihnen behufs der gewünschten Besichtigung des Phyletischen Museums am 13. Januar behülflich zu sein. Mein Amtsnachfolger, Herr Professor Plate, der dessen Einrichtung und Direction ausschließlich übernommen hat, a gestattet bis zum Frühjahr Niemand den Zutritt, weil die innere Ausstattung noch ganz unfertig ist und die Schau-Objekte außerhalb der offenen Schränke ungeordnet umherstehen. In dem einzigen Raum, den ich selbst mir vorbehalten habe, – dem „Phyletischen Archiv“ – sind die wenigen, bereits dort befindlichen Bilder, die ich Ihnen im vorigen Winter zeigen konnte, jetzt verpackt und unzugänglich. ||

Ich selbst bin in Folge des schweren Unfalls, den ich am 20. April v. J. erlitt, noch sehr leidend und nicht fähig auszugehen.

Der Bruch meines Hüftgelenks ist zwar geheilt, aber bei meinem Alter (nahe 78. J.) so unvollkommen, daß ich nur wenige Schritte, auf 2 Stöcken, mit Schmerzen gehen kann. Ich würde jetzt nicht einmal im Stande sein, Ihren sonst sehr willkommenen Besuch zu empfangen.

Somit kann ich Ihnen und Ihren monistischen Freunden nur den guten Rath geben, Ihren Besuch auf nächsten Sommer zu verschieben, wo die Verhältnisse in jeder Beziehung viel günstiger sein werden. Sie können dann auch unsere schöne Gegend genießen. Jetzt ist das Saaltal in tiefen Schnee gehüllt – heute bei -5° Kälte!

Mit freundlichen Grüßen

Hochachtungsvoll

Ihr ergebener

Ernst Haeckel

a gestr.: und

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.01.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Ernst-Abbe-Stiftung Jena
Signatur
A 33425
ID
33425