Ernst Haeckel an Félix Joseph Henri de Lacaze-Duthiers, Jena, 12. Juni 1869 [Abschrift]
Jena 12 Juni 1869
Hochverehrter Herr College!
Entschuldigen Sie, wenn ich im Vertrauen auf Ihre bekannte Güte und Liberalität Sie mit einer Bitte belästige. Ich bin seit längerer Zeit mit einer eingehenden Untersuchung der Kalkschwämme beschäftigt, einer sehr interessanten und noch sehr wenig bekannten kleinen Thiergruppe. Um meine Monographie derselben möglichst vollständig zu machen, liegt mir daran, möglichst viel Material zu vergleichen, und ich erlaube mir daher die Anfrage, ob Sie die Güte haben wollten, mir die Calcispongien des Pariser Museum zur vergleichenden Durchsicht, resp. Bestimmung, zu übersenden. Da die Gruppe der Calcispongien nur wenige und kleine Formen enthält, (Sycon, Grantia, Leucosolenia, Nardoa etc.) würde ich Sie bitten, mir die gesamten Individuen, die Sie besitzen (gleichviel ob trocken oder in Weingeist) per Post in einem kleinen Kästchen (nicht frankirt) zu übersenden, unter der Adresse: „An das zoologische Institut zu Jena“. Sie sollen Alles unversehrt und sorgfältig bestimmt wiedererhalten, und noch neue Spongien aus meiner Sammlung dazu. Zu Gegendiensten werde ich jederzeit gern bereit sein.
Mein Freund Gegenbaur trägt mir freundliche Grüsse für Sie auf.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ganz ergebener
Ernst Haeckel.